Psychologisches Experiment

Gut gekleidete Bettler sind erfolgreicher

Obdachlose sind oft darauf angewiesen, auf der Straße um Geld zu bitten.
Obdachlose sind oft darauf angewiesen, auf der Straße um Geld zu bitten.(c) IMAGO/Chris Emil Janßen
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Wer darauf angewiesen ist, auf der Straße um Geld zu bitten, und dabei erfolgreich sein will, sollte zumindest nicht so aussehen. Ein Experiment aus den USA zeigt gut gekleidete Bittsteller sind erfolgreicher.

Gutes Aussehen, teure Kleidung oder das richtige Benehmen: Diese Dinge helfen in so manchen sozialen Situationen weiter, etwa beim Bewerbungsgespräch, beim Kennenlernen so mancher Schwiegereltern oder einfach nur im Alltag. Ein psychologisches Experiment, das in New York und Chicago durchgeführt wurde, zeigt nun, dass gut gekleidet zu sein, auch in Situationen hilfreich ist, in denen man das nicht vermuten würde.

Wie der Psychologe Bennett Callaghan, der an der New York University zu sozialer Ungleichheit forscht, im Fachmagazin „Frontiers in Psychology“ veröffentlichte, hilft ein gepflegtes Äußeres und gute Kleidung auch, wenn man seine Mitmenschen auf der Straße um Geld bittet.

Selbstversuch im Anzug

Dazu hat sich Callaghan selbst in verschiedenen Monturen zum Betteln auf die Straße gestellt. Entgegen seiner Erwartung war er in Anzug und Krawatte dabei deutlich erfolgreicher als in ärmlicher Kleidung. Während er in beiden Fällen mit Schild und Blechdose um Spenden für sich, einen Obdachlosen, bat, bekam er in Anzug zweieinhalbmal so viel Geld wie in Jeans und T-Shirt.

Dieses Phänomen erklärte der Psychologe durch eine Folgebefragung: Ein Mann im Anzug wirkte auf Passantinnen und Passanten kompetenter, warmherziger und menschlicher. Außerdem fühlten sich fremde Menschen ihm eher ähnlich. Das erwecke auch ein größeres Mitgefühl. Erkennt man das Gegenüber durch soziale Codes wie eben Kleidung oder generelles Erscheinungsbild als der gleichen Schicht angehörig, ist man eher bereit, dem anderen auszuhelfen, so die Erklärung des Psychologen.

Das Geld, das beim Experiment zusammenkam, lies er übrigens tatsächlich einer Wohltätigkeitsorganisation für Obdachlose zukommen.

(red)

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