Der Mangel an Vertragsärzten ist vor allem eine Absage an die Arbeitsweise in einer Kassenordination. Geld oder Work-Life-Balance spielen eine untergeordnete Rolle. Was es braucht, ist in erster Linie eine Reform des Honorarsystems.
Wie schwach ausgeprägt der Wille zur Behebung des Kassenärztemangels in Österreich ist, zeigt die jüngste Aussage von Bernhard Wurzer, Generaldirektor der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK). „97 Prozent der Kassenstellen sind besetzt, vereinzelt gibt es Nachbesetzungsprobleme“, sagte er im Interview mit der „Presse“. Was er nicht dazugesagt hat: Der Stellenplan ist veraltet. Angesichts des Bevölkerungswachstums ist der Bedarf an Ärzten mit Kassenvertrag stark gestiegen, nicht aber deren Zahl.
Zur Veranschaulichung: Anfang 2022 waren in Österreich 19.285 niedergelassene Ärzte gemeldet. 10.944 von ihnen haben keinen Kassenvertrag, sind somit Wahlärzte. Ergibt eine Differenz von 8341 Kassenärzten. Vor zehn Jahren ordinierten noch 8431 Ärzte mit Kassenvertrag – also mehr als heute. Als Wahlärzte waren 7972 tätig. Insgesamt gab es damit 16.403 Ärzte mit Praxen.