Déjà-vu

Missgunst subito: Ein Nachtrag zu Benedikt XVI.

(c) Peter Kufner
  • Drucken

Katholische Kirche. Eine Heiligsprechung von Benedikt durch Papst Franziskus wäre mehr als eine Art posthumer Höflichkeit.

DER AUTOR:

Hans Winkler war langjähriger
Leiter der Wiener Redaktion der
„Kleinen Zeitung“.

Kühl und trocken sei seine Reportage über das Begräbnis von Papst Benedikt XVI. ausgefallen, schrieb ich einem von mir sehr geschätzten Journalistenkollegen. „Kühl und trocken wie das Begräbnis“ antwortete er lapidar. Die Vorahnungen der einen, die befürchteten, die Feier werde zu schlicht für einen ehemaligen Papst sein, und die der anderen, sie werde zu pompös sein für jemanden, der nicht mehr Papst war, erwiesen sich als falsch. Die Kirche verfügt auch für eine solche präzedenzlose Situation über einen Vorrat an Riten und Worten (samt italienischem Stilgefühl), auf den sie sich verlassen kann.

Im Vergleich dazu war das Begräbnis von Johannes Paul II. ein triumphaler Anlass. Buchstäblich die ganze Welt hatte sich auf dem Petersplatz zum Abschied von einem großen weltpolitischen Akteur eingefunden. Aber die ernste Stunde der Welt, von der die Krise der Kirchen ein Teil ist, gab jetzt keinen Grund für Triumphalismus. Die für römisch-katholische Verhältnisse Bescheidenheit bei Benedikt war daher angemessen. Er selbst hatte sich ein Begräbnis für „einen armen Sünder“ gewünscht.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Symbolbild: Blick auf den Stephansdom in Wien
Morgenglosse

Neue Austrittswelle: Aber das ist keine Kirchenkrise

Noch nie sind in Österreich so viele Katholiken aus der katholischen Kirche ausgetreten wie im soeben abgelaufenen Jahr 2022.
Wiens Bischofskathedrale, der Stephansdom.
Kirche

Keine Skandale, und trotzdem: Rekord bei Kirchenaustritten

Statistik. Die Zahl der Kirchen-Mitglieder schrumpft mit neuem Tempo. Nur noch 52 Prozent der Bevölkerung Österreichs sind Katholiken.
Quergeschrieben

Die Welt verabschiedet sich vom Christentum

Wir sind Zeugen eines profunden geistesgeschichtlichen Wandels, wie ihn die heidnischen Kulte in der Ära Konstantins erlitten haben.
Der frühere Bundeskanzler Sebastian Kurz im März 2018 zur Audienz bei Papst Franziskus in Rom.
Ideologie

Wie aus der Religion Politik wurde

Die Kirche hat nicht nur die Entstehung christdemokratischer Parteien befördert, das Christentum hat auch linke Bewegungen beeinflusst. Bis hin zum heutigen Parteiensystem.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.