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ÖSV: Irrfahrt auch bei Flutlicht

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Vor dem Frauen-Nachtslalom in Flachau wurde viel gerätselt, über Form, Training, Ergebnisse und ernüchternde Auftritte von Katharina Liensberger. Gelingt die Trendwende?

Dass Österreich in seiner Begeisterung noch immer eine Skination ist, verdeutlichen 13.000 bis 15.000 Zuschauer, die zum Weltcup-Rennen am Dienstag (18.00/20.45 Uhr/live ORF 1) in Flachau erwartet werden. Die Ergebnisse der ÖSV-Läuferinnen können mit dem Publikumszuspruch dieser Tage nicht konkurrieren. Vor dem Heimspiel blieb nur die Hoffnung, dass der Nachtslalom nicht zur nächsten finsteren Angelegenheit wird.

Ratlos reisten Katharina Liensberger und Kolleginnen vom Riesentorlauf-Fiasko in Kranjska Gora ab. Skier abschnallen und auch gedanklich auf andere Brettl'n wechseln, lautete der mentale Kniff, mit dem die Österreicherinnen am Montag vor dem 30-jährigen Weltcupjubiläum in Flachau vorstellig wurden. Der Tenor: Slalom ist nicht Riesentorlauf, neues Rennen, neue Chance.

Liensberger etwa ließ sich vom sonntäglichen Frust, als sie mit 2,52 Sekunden Rückstand den zweiten Durchgang verpasst hatte, nichts mehr anmerken. "Wenn's zusammenpasst, kann ich sehr schnell sein", betonte die Vorarlbergerin und verwies auf glorreiche Zeiten, als sie in Flachau am Stockerl jubelte (2./2021, 3./2019).

Ihre sonntägliche Forderung an den ÖSV, angesichts der Krise nun die "richtigen Schritte" zu setzen, wurde registriert. Im Verband wird laut über "strukturelle Verschiebungen" nachgedacht. "Ein System, das nicht funktioniert, kann ich nicht einfach so lassen", schloss Thomas Trinker, der Rennsportleiter Frauen im ÖSV, eine Korrektur nicht aus.

Die muss vorerst aber warten. Denn mit Flachau wird der intensive Technik-Block um den Jahreswechsel abgeschlossen. Das nächste Technik-Rennen steht dann erst wieder am 24. Jänner (Riesentorlauf Kronplatz) im Kalender. Bis dahin soll Zeit sein für eine tiefer gehende Analyse der Problemzonen, deren mögliche Folgen Trinker als "Anpassung, keine Neuaufstellung" des Systems bezeichnete. "Wir werden keine neuen Leute reinholen und anderen raustun - das ist dann eher ein Thema für den Frühling."

Inzwischen werden händeringend mögliche Wendepunkte gesucht. Katharina Truppe schielt natürlich auf das "Nightrace". "Die Fans helfen uns schon, die werden mich hoffentlich hinuntertragen. Mich pusht es, wenn ich weiß, es stehen viele Leute unten. Vielleicht geht es ja damit leichter. Wir sind alle drauf gepolt, das Ruder herumzureißen."

Ihre momentane Verzweiflung hatte Truppe am Sonntag plakativ beschrieben: "Der Wurm sitzt so tief, ich weiß nicht, welches Wurmmittel ich nehmen muss, damit das besser wird." Wenig förderlich ist, dass sie nicht weiß, wann die Form flöten ging. "Der Knackpunkt muss wahrscheinlich irgendwo in der Vorbereitung gewesen sein."

Doch diese empfanden alle Beteiligten als gut. Nun fahren alle ohne Richtschnur hinterher. "Es fehlt gerade eine Leaderin. Eine, die vorfährt - egal, wer das ist - und die anderen mitzieht", betonte Truppe. Liensberger schloss sich an. "Ich hätte sicher nichts dagegen, wenn bei uns jemand ist, der immer ganz vorne ist. Ich wäre sogar froh und dankbar, wenn wir gemeinsam gewinnen könnten."

Die amtierende Slalom-Weltmeisterin forderte eine Art nationalen Schulterschluss. "Jetzt ist es wichtig, dass wir im Team zusammenhalten. Dass wir als Nation Österreich zusammenhalten. Ich bin allen dankbar, die kommen und uns die Daumen drücken", sagte Liensberger.

Cheftrainer Trinker gehört dazu. "Ich wünsche den Damen, dass sie das abrufen, was sie drauf haben. Das ist keine leichte Aufgabe, weil das Selbstvertrauen nicht so da ist. Aber sie fahren schnell Ski." Nachsatz: "Wenn's wieder in die Hos'n geht, müssen wir das genauso hinnehmen."

Am anderen Ende der Emotionsskala bewegt sich aktuell die vierfache Flachau-Siegerin Mikaela Shiffrin, die mit einem 83. Weltcup-Sieg alleinige Frauen-Rekordhalterin vor Lindsey Vonn werden könnte. Nur die schwedische Legende Ingemar Stenmark ist mit 86 Siegen seit Einführung des Weltcups 1966/67 erfolgreicher.

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