Sturm auf Brasilia

Unter Schock: Brasilien räumt auf

APA/AFP
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Die Sicherheitskräfte wurden von den Bolsonaro-Anhängern überrumpelt. Jetzt lösen sie überall im Land die Protestcamps vor den Militärkasernen auf. Und die Justiz geht gegen Verbündete des Ex-Präsidenten vor.

Am Tag danach erwachte Brasilien aus dem Schockzustand. In den frühen Morgenstunden umzingelten Polizeiverbände am Montag das Zeltlager, das Anhänger des Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro seit über zwei Monaten vor dem Eingang der Militärbasis in Brasilia aufgeschlagen hatten. Damit wollten die Bolsonaristas hier – und in vielen anderen Städten – die Streitkräfte dazu bewegen, die Macht zu übernehmen. Weil Lula am Neujahrstag vor 300.000 Anhängern Brasiliens Regierung zum dritten Mal übernahm, hatte sie gehofft, dass sich die Belagerung der Kasernen allmählich von allein auflösen werde.

Nun werden diese Camps von der Staatsgewalt abgeräumt, denn seit Sonntag ist klar, dass sie Keimzellen für deutlich mehr sind als nur friedlichen Protest. Nachdem am Samstag Tausende Bolsonaro-Anhänger in die Hauptstadt auf der Hochebene gekommen waren, setzte sich am Sonntagmittag deren Protestzug in Bewegung. Am Montag veröffentlichte der Medienkonzern O Globo die Botschaften der Sicherheitsbeamten, die dem Gouverneur des Bundesdistrikts Brasilia von einem „ruhigen und geordneten friedlichen Protest“ berichteten.

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