Wiener Ansichten

Bednar-Park: Eine Würfeluhr als Wahlkampfzuckerl?

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Wo sich öffentliche Hände aus der Finanzierung öffentlicher Leistungen zurückziehen. Und wo nicht.

Wie viel's geschlagen hat, das erfährt man in Wien ja bald einmal an einem Ort. 196 öffentliche Uhren zählt ein Verzeichnis der für Wartung und Instandhaltung zuständigen Magistratsabteilung 33, und weil der größte Teil davon Kirchturmuhren sind, kann man mit Recht mehrheitlich vom Stunden-Schlagen sprechen.

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Wiens Würfeluhren dagegen, von den meisten als die eigentlich magistratischen wahrgenommen, sie bleiben seit je stumm. Was sie mit vielen ihrer Standesgenossen anderer Städte eint. Was sie verlässlich von jenen unterscheidet: die (weit überdurchschnittliche) Größe, dann die Gestalt, der Würfel mit abgeschrägten Ecken, Kennern geometrischer Formen als Hexaederstumpf geläufig; weiters ein Zifferblatt, das ohne Ziffern auskommt (und samt den Zeigern seit einer Überarbeitung 2008 jede gestalterische Eigenart verloren hat); nicht zu vergessen der Grund für jene Überarbeitung – das monumentale Logo eines in Wien beheimateten Versicherers, der seither den Unterhalt der Würfeluhren finanziert. So weit, so wohlbekannt.
Und doch, da ist eine Würfeluhr, für die derlei nicht zu gelten scheint: Mitten im Leopoldstädter Bednar-Park ward sie 2015 aufgestellt, deutlich kleiner, doch gleichfalls unbeziffert und hexaederstumpf – im Unterschied zu allen anderen freilich ohne werbenden Verweis auf dem Zifferblatt. Was Wunder, Wartung und Instandhaltung werden hier auch nicht von einem Gegenleistung heischenden „Spender“, sondern aus dem Bezirksbudget finanziert. Wie im Bednar-Park möglich sein kann, was bei allen anderen Würfeluhren nicht (mehr) möglich ist? Vielleicht hat das ja mit dem Termin der Inbetriebnahme jener Uhr zu tun: kurz vor einer Gemeinderatswahl. Eine Würfeluhr als Wahlkampfzuckerl.

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