Russland

Wagner-Chef Prigoschin bringt sich machtpolitisch in Stellung

Dank Ukraine-Krieg ist Prigoschins Einfluss in russischen Elitekreisen gewachsen
Dank Ukraine-Krieg ist Prigoschins Einfluss in russischen Elitekreisen gewachsen(c) Suzann Julien Photography
  • Drucken
  • Kommentieren

Putins Bekannter Jewgenij Prigoschin begnadigt Kämpfer und schimpft über feiernde Russen. Dahinter stecken politische Ambitionen.

„Ihr habt mehr geleistet, als ihr musstet. Ihr habt keine Schuld mehr vor dem Vaterland“, sagt der glatzköpfige Mann im Tarnanzug. Er lacht. „Ihr habt ein neues Leben geschenkt bekommen. Jetzt habt ihr Geld, Ruhm – und die Freiheit.“ Es ist Jewgenij Prigoschin, Gründer der russischen Privatarmee Wagner. Prigoschin steht vor vielleicht zwei Dutzend Männern. Es sind ehemalige Häftlinge, verurteilte Straftäter, die Prigoschin seit dem Herbst in russischen Gefängnissen für den Kampfeinsatz in der Ukraine angeworben hat. Der 61-Jährige versprach den Insassen damals die Freiheit. Und Prigoschin hält jetzt sein Versprechen. Er begnadigt die Rückkehrer, einen nach dem anderen, einfach so, ohne gesetzlichen Beschluss, und einen Wagner-Orden gibt es noch dazu. Unter den Männern ist der im Jahr 2016 zu vierzehneinhalb Jahren Gefängnis verurteilte Dmitrij Karjagin. Er erschlug seine Großmutter mit einem Hammer.

Videos der verstörenden Szene wurden zu Wochenbeginn von russischen Nachrichtenagenturen veröffentlicht. Die Inszenierung drückt jene Brutalität, Willkür und Gesetzlosigkeit aus, die der russische Angriff auf die Ukraine entfesselt hat. Was gilt, ist das Gesetz der Gewalt. Der Mann, der Häftlinge zunächst aus dem russischen Gefängnis entführen ließ und sie nun laufen lässt, ist kein offizieller Vertreter des russischen Staates. Auch Privatarmeen sind in Russland per Gesetz verboten. Eigentlich. Doch der ursprünglich als Gastro-Unternehmer in St. Petersburg bekannte Prigoschin hat die Rückendeckung des Kreml; mit Präsident Wladimir Putin ist er persönlich bekannt. In der Ukraine und an anderen Kriegsschauplätzen hat er für heikle Aufträge freie Hand.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Russische Truppen bergen Ende Dezember kaputtes Kriegsmaterial in der Region Cherson.
Krieg in der Ukraine

Russland macht umstrittenen Generaloberst Lapin zu neuem Bodentruppen-Chef

Der Umbau der russischen Militärführung geht weiter. Dabei wurde der nun beförderte Lapin für seine Niederlagen in der Ukraine scharf kritisiert. Verteidigungsminister Schoigu kündigt indes eine Modernisierung der Rekrutierung an.
Russlands Präsident Wladimir Putin
Analyse

Putin wirft alles in die Schlacht, was er an Heer noch hat

Angesichts eines Stellungskriegs à la 1916 versucht Russland, mit minimalen Landgewinnen Propaganda zu machen. Stimmen indes britische Behauptungen, ist derzeit fast sein ganzes Heer in der Ukraine gebunden – und anderswo im Riesenland machtlos.
Archivbild der Wagner-Firmenzentrale in St. Petersburg.
Russland

Söldnergruppe Wagner stoppt Rekrutierung von Kämpfern in russischen Gefängnissen

Bis zu 40.000 Gefängnisinsassen könnten in die Ukraine geschickt worden sein. Nun erklärte Wagner-Gründer Prigoschin überraschend den Anwerbestopp.
FILES-RUSSIA-UKRAINE-CONFLICT-POLITICS-DEFENCE
Ukraine-Krieg

Was hinter der Rochade in Russlands Armee steckt

Der Wechsel an der Spitze des Ukraine-Feldzugs kam überraschend. Manche sehen einen Versuch Putins, dessen Leitung noch mehr an sich zu ziehen. Der fortan zuständige Generalstabschef könnte stärker in die Offensive gehen, aber auch bald wieder abserviert werden.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.