Wie Stephanie Neuner das Parterre des „Hexenhäuschens“ ihrer Großmutter in Wörgl in Tirol zur Familienwohnung umgestaltete – samt großem Garten für Biokräuter.
Die Neuners wohnen im ehemaligen „Hexenhäuschen“ der Großmutter: zwei Stockwerke mit je zwei Zimmern und einem wunderbaren straßenseitigen Erker. „Seit es unserer Familie gehört, wurde es immer wieder erweitert“, erzählt Stephanie Neuner, „zuletzt von meinem Mann und mir. Beim Umbau staunte ich nicht schlecht, als wir im Bad plötzlich auf Erde standen: Das Haus war ursprünglich nicht unterkellert.“ Mit Mitte zwanzig zog sie mit der Familie zurück ins Familienhaus im Villenviertel von Wörgl. „Die Lage ist perfekt, wir brauchen kein Auto in der Freizeit. Der Hausberg, die Möslalm, ist in einer Stunde erklommen, Wiesen und Felder 500 Meter entfernt.“
Schiebetüren-Effekte
Die Parterrewohnung mit direktem Zugang zum Garten ist mit durchschnittlich 2,3 Metern Raumhöhe sehr heimelig. „Wir nannten sie vor der Erweiterung 2015 auch gern unsere Höhle.“ Viele große alte Bäume im Garten spenden Schatten, Wildtiere sind regelmäßig zu sehen. „Meine Mutter hat Mitte der 1990er den ersten und zweiten Stock zusammengelegt und mit großen Fensterflächen viel Licht in die Räume gebracht. An der Gartenseite entstand ein Wintergarten. Beim Umbau 2015 wurde das Elternschlafzimmer um Badezimmer und begehbaren Schrank erweitert. Das vormals sehr große Wohnzimmer wurde durch einen Einbauschrank von dem neu entstandenen Ankleideraum getrennt.
Die vormals überdachte Terrasse wurde zum Esszimmer ausgebaut und dank zweier Hebeschiebetüren zu einem lichtdurchfluteten Raum. Durch den direkten Gartenzugang wird je nach Jahreszeit auch die Außenfläche gern mitgenützt. Das Erkerzimmer wurde zum Kinderzimmer, das vormalige Badezimmer zum Kinder- und Gästebad. Inputs für die Raumteilung kamen von einer Planerin, die Einbaumöbel von einem befreundeten Tischler. „In einem so gewachsenen Haus ist jede Wand schief, die alten Holztrabendecken sind hellhörig. Aber es ist unser Zuhause, und genau dieses Sammelsurium an Eigenheiten macht es so charmant und einzigartig.“
Die Einrichtung präsentiert sich in gedeckten Farben von Weiß bis Erdtönen. Bei der Wahl der Möbel kam vor allem Vollholz zum Einsatz. „Ein duftender Zirbenschrank hat einfach Charme.“ Die Einbauschrankschiebetüren haben eine Doppelfunktion: Eine verschließt den Schrank, die andere führt in den Schlafbereich. „Er enthält unser ganzes Leben. Unsere Bücher, die immer wieder aussortiert werden, Mitbringsel und Erinnerungen an unsere Reisen, Fotos. Jeder findet hier Platz für seine schönen und wichtigen Dinge.“
Küche, Kräuter, Feste feiern
Der Garten wurde schon vor zwanzig Jahren angelegt. „Seit ein paar Jahren beschäftigen wir uns intensiver damit und haben letztes Jahr für unser naturnahes Gärtnern die Auszeichnung von ,Natur im Garten‘ erhalten“, freut sich Neuner. Die Produkte des Unternehmens, etwa Biokräutertees, haben hier im Garten ihren Ursprung. „Die Arbeit damit erdet, wir schöpfen auch immer wieder kreative Kraft.“
Der beste Platz ist laut Neuner die Küche. „Ich liebe große Feste, auch, einmal 30 oder 40 Leute einzuladen. Am Ende spielt sich dann immer alles in der Küche ab.“
Zum Ort, zur Person
Wörgl im Tiroler Inntal war bis zum Bahnbau 1875 ein 1000-Seelen-Bauerndorf, wuchs bis 1910 um 3000 Einwohner, heute zählt der 1951 zur Stadt erhobene Ort 14.200 Einwohner. 1932 kurbelte das „Schwundgeld“ als Wirtschaftskrisen-Nothilfe Bautätigkeit und Konsum an, das Experiment wurde 1933 verboten. Häuser kosten im Bezirk Kufstein in (sehr) guter Lage durchschnittlich 2500 Euro/m2.
Stephanie Neuner ist in fünfter Generation Unternehmerin im Familienbetrieb Neuner's „Gesundheit aus der Natur“.