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Der Elefant im Raum bei den Golden Globes

Steven Spielberg mit Darstellern aus „The Fabelmans“ und zwei Golden Globes.
Steven Spielberg mit Darstellern aus „The Fabelmans“ und zwei Golden Globes.APA
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Nach Kontroversen sind die Golden Globes wieder (halbwegs) da: Die 80. Verleihung der Film- und TV-Preise ging schaumgebremst über die Bühne.

Jerrod Carmichael fackelte nicht lang. Gleich zu Beginn seines Eröffnungsmonologs bei den Golden Globes stellte der Comedian und neue Gala-Moderator vor versammelter Hollywood-Prominenz klar: „Ich bin hier, weil ich schwarz bin.“ Er adressierte damit den Elefanten im Raum: 2022 war die Verleihung der Film- und TV-Preise, die als Gradmesser für die Oscars gelten, nach einem Boykott durch namhafte Stars in der Medienöffentlichkeit unten durch. Vorwürfe der Bestechlichkeit, der mangelnden Diversität bei Stimmberechtigten – lang zählte der für die Verleihung verantwortliche Verband der Auslandspresse Hollywoods (HFPA) kein einziges schwarzes Mitglied – sowie der sexuellen Übergriffigkeit einzelner Mitglieder hatten das Event in Misskredit gebracht. Die Trophäen wurden im privaten Rahmen verliehen, die Sieger klanglos auf Twitter verkündet.

Damit waren die Globes nach anhaltenden Kontroversen an einem Tiefpunkt angelangt, trotz reumütiger Besserungsbekundungen von der Veranstaltungsleitung. Im Juli folgte der Ankauf des HFPA-Verbands durch die Investmentfirma Eldridge Industries, der auch die Produktionsfirma der quotengebeutelten Globes-Show gehört. HFPA-Präsidentin Helen Hoehne begründete das mit der Absicht, die Globes unter besonderer Berücksichtigung der erhobenen Vorwürfe neu auszurichten. Aus dem bisherigen Non-Profit-Verband wurde so ein zum Teil profitorientiertes Unternehmen mit besoldeten Mitgliedern. Was freilich neue Vorwürfe der Beeinflussbarkeit nach sich zog. Da half auch die auf Diversität abzielende Aufstockung der Stimmberechtigten nichts. Immerhin: In der Nacht auf Mittwoch wurden die 80. Golden Globes wieder im Fernsehen übertragen.

Trotz Jubiläum war es eine schaumgebremste Rückkehr in den Orbit. Obwohl der frischgebackene Zeremonienmeister Carmichael hart mit der HFPA ins Gericht ging, streute er doch auch Rosen für sein illustres Publikum. Im Vergleich zum humoristischen Säurebad eines Ricky Gervais, der die Tradition des gepflegten „Roastings“, sprich Veräppelns der Promis als fünffacher Globes-Moderator auf die Spitze trieb, setzte der Neue eher auf Samthandschuhe.

Spielberg und „White Lotus“

Wenig überraschend – und nicht sehr divers – fielen die Gewinner aus. Der 76-jährige Steven Spielberg erhielt für sein autobiografisches Werk „The Fabelmans“ (Österreich-Start im März) Golden Globes für Bestes Drama und Beste Regie. Martin McDonaghs bittersüßer irischer Schwank „The Banshees of Inisherin“ reüssierte in der Sparte Musical/Komödie. Beste TV-Serien wurden „House of the Dragon“, „Abbott Elementary“ und „The White Lotus“, Schauspielpreise gingen an Austin Butler („Elvis“), Kevin Costner („Yellowstone“), Zendaya („Euphoria“) und Cate Blanchett („Tár“), die sich wegen Dreharbeiten entschuldigen ließ.

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