Dass die ÖVP die Hauptschulen nun flächendeckend zu Neuen Mittelschulen machen will, wird von AHS-Gewerkschaftschef Eckehard Quin ausdrücklich begrüßt. "Neue Mittelschule ist keine Konkurrenz - im Gegenteil."
Wien. Auf grundsätzlich positives Echo stößt das ÖVP-Schulreformpapier beim Vorsitzenden der Gewerkschaft der AHS-Lehrer, Eckehard Quin: die Beibehaltung der AHS, die Aufwertung der Hauptschulen als Neue Mittelschulen und eine Art „Bildungspflicht“, mit der die Schüler an bestimmten Nahtstellen auch „gewisse Kompetenzen“ nachweisen müssten. Das „klare Bekenntnis der ÖVP“ zur AHS-Langform sei auch „ein wichtiges bildungspolitisches und soziales Anliegen“, betonte Quin im Gespräch mit der „Presse am Sonntag“ als erste Reaktion von Lehrergewerkschaftern. „Das verhindert auch eine Flucht in Privatschulen.“
Dass die ÖVP die Hauptschulen nun flächendeckend zu Neuen Mittelschulen machen will, wird von Quin ausdrücklich begrüßt: „Ich bin für jede Maßnahme zu haben, die zu einer Aufwertung der Hauptschulen vor allem in Wien führt.“ Und: „Ich sehe das überhaupt nicht als Konkurrenz – ganz im Gegenteil.“ Positiv sieht er auch, dass Schüler an „Nahtstellen“ im Laufe der Schule gewisse Fertigkeiten nachweisen müssten: „Es reicht nicht, wenn einer neun Jahre in der Schule gesessen ist.“ Damit bezieht er sich etwa auf den Nachweis der Deutschkenntnisse beim Schuleintritt, auf die „Bildungsempfehlung“ nach der Volksschule sowie die „Mittlere Reife“ am Ende der AHS-Unterstufe oder der Neuen Mittelschule, auch wenn Quin Skepsis gegenüber einer punktuellen Prüfung äußert.
Trotz einer „überwiegend positiven“ ersten Bewertung gibt es Kritikpunkte. Dazu zählt die „Ergebnisverantwortung“ einzelner Schulstandorte im Zuge verstärkter Autonomie. Das sei in „schwierigen Gegenden“ bei unzureichender Ausstattung mit Ressourcen problematisch. Er habe auch nichts gegen mehr Mitspracherechte der Direktoren bei der Lehrerauswahl, wohl aber gegen volle Personalautonomie.
Eltern: „Guter Ansatz“.Elternvertreter Theodor Saverschel hält die Umwandlung der Hauptschulen in Neue Mittelschulen für einen „guten Ansatz“. Generell sei das ÖVP-Papier aber sehr allgemein gehalten. Schulexperten wie Andreas Schnider sehen zwar „nicht den Riesenwurf“, aber Fortschritte: „Der Jargon der 80er-Jahre ist weg.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.01.2011)