"Fräulein": Ein neues Frauenmagazin

Fraeulein neues Frauenmagazin
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Magazinkritik: Vor kurzem ist mit "Fräulein" ein Hybrid aus Frauenmagazin und Fanzine am deutschen Printmarkt angekommen.

Das Leben ist ein Flagshipstore. Zumindest, wenn es nach Götz Offergeld geht. Der deutsche Magazinmacher („Liebling“) hat vor einigen Wochen das „Fräulein“, ein Heft, das sowohl Frauenmagazin als auch Fanzine sein möchte, auf den Printmarkt geworfen. Nach Durchsicht der ersten Ausgabe fallen zunächst die vielen Splitterseiten ins Auge, auf denen schöne, teure Produkte, von Mode bis Möbel, angepriesen werden. Und das mit viel Liebe zum Detail und einem Hauch Coolness – teilweise werden die Taschen, Ketten oder Möbelstücke gezeichnet, anstatt nur das zugeschickte Foto der PR-Agentur abzudrucken.

Bunte Bilder auf Hochglanz, klar gehört das in jedes Frauenmagazin. Aber wozu ein neues machen, wenn man sich in diesem Punkt wieder an den schon in Massen vorhandenen Magazinen orientiert? „Fräulein“ will eindeutig junge Frauen ansprechen, die viel Wert auf Stil legen und keine Diät- und Sextipps brauchen. Auch an deren männliche Begleiter will sich das Heft (Preis: 2 €) richten, wie es auf dem Cover heißt. Was die bekommen? Jede Menge schöne Frauen, zwei Männermodestrecken und massenhaft Anregungen für das nächste Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenk. Lange Lesegeschichten oder Reportagen gibt es nur wenige im Blatt.

Ratlos hinterlässt einen das Editorial von Chefredakteur Offergeld, in dem er schreibt, sein Heft sei „für Fräuleins, die stark sind und manchmal schwach, manchmal schüchtern und manchmal sexy“. Hä? Abgesehen davon, dass es in Österreich ein Magazin mit diesem Namen niemals auf den Markt geschafft hätte, weil der zu sehr an die verstaubte Bezeichnung von Kellnerinnen im Kaffeehaus erinnert hätte, bleibt offen, wer oder was ein „Fräulein“ sein soll. Sind das nicht einfach selbstbewusste, moderne Frauen? Den Magazinmachern kann man zumindest zugute halten, dass sie sich selbst nicht besonders ernst nehmen: Ihr Produkt wirkt streckenweise wie ein lustiges Bastelheft made in Berlin Mitte.

Eine gute Wahl war die der Cover-Frau. Ambra Medda ist die Gründerin der Möbelmesse „Design Miami/Basel“ und keine dieser austauschbaren prominenten Frauen, die andere Frauenmagazine zieren. Und sie hat jedenfalls genug zu erzählen. Aber erstens ist die 29-Jährige kein Fräulein, sondern schlicht eine erfolgreiche Frau. Zweitens hätte sie sich sinnvollere Fragen verdient, als jene über das „Frausein“ oder die, ob sie angemacht werde und später einmal Kinder haben werde. Das klare Fazit: Ein Magazin, das noch nicht weiß, wohin es will.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.01.2011)

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