Sprechblase Nr. 474. Warum der Call zum Statussymbol wird.
Die alten Statussymbole sind kaum mehr argumentierbar: Das Dienstauto mit Verbrennungsmotor ist aus ökologischen Gründen ein Problem, das eigene Büro in Zeiten von Desksharing eine Ungleichbehandlung, und das Leute-Anschreien wirkt negativ auf die Arbeitgebermarke.
Wie will man da die eigene Wichtigkeit als Führungskraft demonstrieren? Ganz einfach: Was ist heute am wertvollsten? Die Zeit.
Also gewährt man nur kurze Audienzen, denn man will/muss als Führungskraft ja doch ansprechbar sein. Dem Gegenüber aber beschneidet man die Redezeit mit – Achtung, Sprechblase: „Sorry, ich habe gleich einen wichtigen Call!“ Schwuppdiwupp ist das Gespräch beendet und man wirkt doch erreich- und unverzichtbar.
Wäre hier der Platz der Kolumne nicht aufgebraucht, würden Leser vielleicht sagen: „Sorry, ich habe gleich einen wichtigen Call!“
In den Sprechblasen spürt Michael Köttritsch, Leiter des Ressorts "Management & Karriere" in der "Presse", wöchentlich Worthülsen und Phrasen des Managersprechs auf und nach.
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