Flugzeugmechaniker

Die großen Vögel flugbereit machen

Neben technischem Know-how brauchen Flugzeugmechaniker auch ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein.
Neben technischem Know-how brauchen Flugzeugmechaniker auch ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein.Austrian Airlines
  • Drucken

Direkt an Jets und Helikoptern zu schrauben, dieser Jugendtraum kann – nach einer spezialisierten Ausbildung – in Erfüllung gehen.

Die Abwanderung in andere Berufe während der Pandemie und ein Boom der Luftfahrtindustrie danach bedingen, dass (angehende) Flugzeugmechaniker dringend gesucht werden. Aufgrund der Neubeschaffung militärischer Luftfahrzeuge durch das Bundesheer braucht man auch dort in absehbarer Zeit etwa hundert zusätzliche Techniker. Der verantwortungsvolle Beruf bedingt eine dementsprechende Fachausbildung, denn es geht um die Sicherheit der Passagiere und der Besatzung. Daher ist bis zum vollwertigen Luftfahrzeugmechaniker eine Berufspraxis von zwei bis fünf Jahren – je nach angestrebter Lizenz und dem gewählten Bildungsweg – verpflichtend.

Modulare Ausbildung

Die Ausbildung erfolgt in einzelnen Modulen, in denen bestimmte Fähigkeiten an unterschiedlichen Fluggeräten erlangt werden müssen. Dazu gehören die Wartung und die Reparatur von Flächenflugzeugen oder Hubschraubern mit Turbine und solchen mit Kolbentriebwerken. Weiters wird zwischen Lizenzen der Kategorien A und B unterschieden: Während Kategorie-A-Luftfahrzeugwarte bestimmte Tätigkeiten am Fluggerät selbstständig durchführen, können B1-Luftfahrzeugwarte Fluggeräte für die Verkehrstauglichkeit „freischreiben“ – der Unterschied zwischen den einzelnen Lizenz-Kategorien liegt in der Tiefe des vermittelten Wissens. Da manche Arbeitgeber keine vollständig von der Europäischen Agentur für Flugsicherheit EASA zertifizierten Mechaniker benötigen, offerieren sie den Lehrberuf zum Mechatroniker. Zudem kann die Flotte des Ausbildungsbetriebs die benötigten Qualifikationen bestimmen: Gibt es keine Hubschrauber, müssen die betreffenden Module nicht zwingend absolviert werden.

Die umfassendste Ausbildung zum Flugzeugmechaniker in Österreich wird an der Bundesfachschule für Flugtechnik in Langenlebarn angeboten. Das Ziel ist die Erlangung einer international gültigen Lizenz (AML: Aircraft Maintenance Licence). Ab einem Alter von 14 Jahren kann die vier Jahre dauernde Schullaufbahn begonnen werden. „Wir decken den gesamten Bereich, nämlich Flugzeuge und Hubschrauber, ab“, erklärt Roswitha Bürgmayr, Leiterin der Bundesfachschule am Fliegerhorst Brumowski, „Unsere Ausbildung würde bei externen Kursanbietern rund 220.000 Euro kosten. Ein Drittel der Schulzeit wird in der Werkstätte, in unserem eigenen Hangar und an eigenen Schulflugzeugen verbracht. Der Rest ist Theorieunterricht.“ Absolventen der Bundesfachschule für Flugtechnik sind bei Arbeitgebern begehrt, weiß Bürgmayr. Nach dem Schulabschluss, zumindest zwei Praxisjahren und dem erfolgreichen Absolvieren zusätzlicher Module kann die international gültige Category-B1-Lizenz (AML) bei der Austro Control gelöst werden.

Eine dreieinhalbjährige Lehre zum Luftfahrzeugtechniker auf Kategorie-A-Niveau ist auch beim österreichischen Bundesheer, der privaten Flugzeugflotte Flying Bulls in Salzburg, dem Motorenhersteller Rotax oder in privaten Werften und auf kleineren Flugplätzen möglich.

Ein direkter Weg in den Hangar führt über die Mechatronik-Lehre, wie sie viele Unternehmen – wie Austrian Airlines – anbieten. „Natürlich binden wir firmenspezifische Elemente mit ein“, erklärt Franz-Florian Huber, Leiter der technischen Ausbildung bei Austrian Airlines, „das nennt sich Kategorie-A-Ausbildung und ist der Grundbaustein dafür, dass jemand allein am Flugzeug arbeiten darf“. Mit dem Abschluss der neunten Schulstufe kann mit der Lehre begonnen werden. Ziel sei, den Techniker-Nachwuchs je nach Bedarf selbst heranzuziehen, sagt Huber.

Lehre mit Matura gefragt

Nach einem Online-Eignungstest, bei dem kognitive Elemente, Teamfähigkeit und Social Skills abgefragt werden, winkt ein Lehrvertrag. Die Möglichkeit einer Lehre mit Matura nutzen alle Lehrlinge, weiß Huber. Neben der Lehrlingsentschädigung gibt es ein besonderes Zuckerl: Bei freien Sitzplätzen können „Mitflieg-Gelegenheiten“ zu günstigen Konditionen genutzt werden. „Das wird ausgiebig angenommen“, sagt Huber. Nach dreieinhalb Jahren Lehrzeit samt Abschluss übernimmt Austrian zumeist die fertigen Mechatroniker in ein fixes Dienstverhältnis – sofern sie nicht ein Studium beginnen und sich außerhalb des Unternehmens weiterentwickeln.

Information

HTL für Konstrukteure. In den HTL Eisenstadt und Kapfenberg wird die Ausbildung in Flugtechnik bzw. Luftfahrt – Aviation angeboten, die mit Matura abschließt. Vermittelt werden Wartung, Konstruktion und Fertigung von Luftfahrzeugen, Triebwerken und Bodeneinrichtungen sowie Aerodynamik und Avionik. Absolventen widmen sich primär der Konstruktion und schlagen nur selten den Weg zum zertifizierten Luftfahrzeugtechniker ein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.01.2023)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.