Mit der Pragmatisierung kam der Spott.
Geschichte

Immer Beamter, nie Privatmann

Für Fehlverhalten wurden in der Zwischenkriegszeit niedere Beamte eher diszipliniert und bestraft als höherrangige, wie die Historikerin Therese Garstenauer herausfand.

Gegen eine außereheliche Affäre eines Beamten sprach in der Zwischenkriegszeit nichts. Solang sie geheim blieb. „Im Dienstrecht war festgeschrieben, dass sich ein Beamter so zu verhalten habe, dass es dem Ansehen des Amts keinen Abbruch tut“, erklärt die Historikerin Therese Garstenauer von der Uni Wien. „Aber das war keine moralische Frage. Sprich, ein diskretes Verhältnis war kein Problem. Nur wenn es öffentlich wurde, weil etwa die Frau eine Szene auf der Straße machte, dann sah man damit das Ansehen von Amt und Staat gefährdet.“ Die Folge? Ein Disziplinarverfahren.

Staatsbedienstete repräsentierten demnach nicht nur im Dienst, sondern auch im Privatleben ihren Arbeitgeber. Im Gegenzug erhielten sie einen sicheren Posten und lebenslange Versorgung für sich und ihre Familie. Eingeführt wurde dieses Ideal des nicht bestechlichen und stets korrekt arbeitenden Dieners des Staats, so die Hoffnung dahinter, Ende des 18. Jahrhunderts von Kaiser Joseph II.

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