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Die Jagd nach den Geheimnissen der Pfeilspitzen

Auf Forschungsreise in Jordanien: Ein Beduine lieh Milić das Pferd, so konnte sie archäologische Stätten abseits der Tourismusmagnete erkunden.
Auf Forschungsreise in Jordanien: Ein Beduine lieh Milić das Pferd, so konnte sie archäologische Stätten abseits der Tourismusmagnete erkunden.Mohammed K. Flahat
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Die Archäologin Bogdana Milić ergründet derzeit von Spanien aus, wozu die Steinwerkzeuge des Neolithikums gedient haben. Ihre Spurensuche führt sie nach Jordanien, Griechenland, Serbien und in die Türkei.

Bogdana Milić' Arbeit ist voller Rätsel. „Manches sieht aus wie eine Pfeilspitze, wurde aber möglicherweise nie für die Jagd genutzt“, schildert sie. Denn Pfeilspitzen können ganz unterschiedliche Funktionen haben: „Man kann sie zum Schneiden, Bearbeiten von Tierhaut oder zum Ernten nutzen“, erklärt die Archäologin. Als einst Ackerbau und Viehzucht in den Lebensmittelpunkt rückten, tauchten neue Haushaltswerkzeuge auf. „Wurden Pflanzen damit geschnitten, haben die Klingen einen speziellen Glanz“, erklärt die Forscherin. Genaue Spuren zeigen sich freilich erst unter dem Mikroskop.

Warum in der Jungsteinzeit, genauer vom zehnten bis zum sechsten Jahrtausend v. Chr. zwischen dem Nahen Osten und Südosteuropa Pfeilspitzen weiter in großer Menge hergestellt wurden, obwohl die Jagd schon eine untergeordnete Rolle spielte, und wofür man sie verwendete, sind Kernfragen von Milić' Forschung. Viele Fragen sind offen. „Die Steinwerkzeuge könnten in der damals völlig neuen sozialen Organisation auch eine symbolische Bedeutung gehabt haben“, sagt die gebürtige Serbin.

Die Konkurrenz ist groß

Sie ist seit 2016 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Orientalische und Europäische Archäologie (jetzt: Österreichisches Archäologisches Institut) der Akademie der Wissenschaften. Derzeit analysiert sie die historischen Steinwerkzeuge mit einem Erwin-Schrödinger-Stipendium des Wissenschaftsfonds FWF in Barcelona. Dort, am Spanish National Research Council (Csic), dem spanischen Forschungsrat, befindet sich eines der weltweit renommiertesten Labore für Analysen von Gebrauchsspuren. Wobei sich weniger die Ausstattung von der in Österreich unterscheide als die Ausrichtung, berichtet Milić.
Während sie in Österreich extrem glücklich darüber gewesen sei, als eine der wenigen im Forschungsteam mit Steinwerkzeugen zu arbeiten und bei Kolleginnen und Kollegen andere Themen und Methoden kennenlernen konnte, forschten in Spanien zehn Leute an derselben Frage. Das Resultat sei ein starker Wettbewerb – jedoch nicht im negativen Sinn: „Man sieht sich das Material aus unterschiedlichen Perspektiven an und teilt dann die Ergebnisse. Das ist extrem wertvoll“, schildert Milić. Auch ihr eigener Schwerpunkt hat sich geändert. „Im Projekt ,Arrowfunc‘ befasse ich mich mit der Funktion der Geräte und nicht wie bisher mit der Art, wie sie produziert worden sind.“

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