Banken

Zinswende hilft den US-Banken

Bank of America überrascht positiv mit ihren Zahlen, JP Morgan, Wells Fargo und Citigroup enttäuschten eher.

New York/Washington. Gestiegene Zinsen und bessere Erträge haben den Gewinn der US-Bank JP Morgan Chase trotz konjunktureller Sorgen im abgelaufenen Quartal um sechs Prozent steigen lassen. Die größte US-Bank erzielte von Oktober bis Dezember einen Überschuss von 11,0 Milliarden US-Dollar nach 10,4 Milliarden ein Jahr zuvor, wie das Institut am Freitag mitteilte. Der US-Branchenführer erwirtschaftete somit ein Ergebnis von 3,57 Dollar je Aktie und übertraf die Erwartungen der Analysten, die laut Daten von Refinitiv im Mittel mit 3,07 Dollar gerechnet hatten. Für das Gesamtjahr 2022 meldete die Bank einen Jahresgewinn von 37,7 Milliarden Dollar.

JP Morgan zuversichtlich

„Die US-Wirtschaft bleibt derzeit stark“, erklärte Konzernchef Jamie Dimon bei der Vorlage der Geschäftszahlen. Doch die endgültigen Folgen der geopolitischen Herausforderungen, der steigenden Inflation und der Geldpolitik seien noch nicht absehbar. „Wir bleiben wachsam und sind auf alles vorbereitet.“

Die Zinswende der US-Notenbank ließ die Nettozinserträge auf über 20 Mrd. Dollar wachsen – fast die Hälfte mehr als im Vorjahr. Dies und die Erträge des von volatilen Märkten belebten Trading-Geschäfts kompensierten Verluste im Investmentbanking. Der starke Rückgang von M&A-Deals weltweit ließ im Investmentbanking von JP Morgan die Erträge um 57 Prozent schrumpfen. Dennoch blieb 2022 das Institut laut eigenen Angaben die weltweit führende Investmentbank nach Provisionseinnahmen. Der US-Marktführer verbuchte indes 1,4 Mrd. Dollar an Rückstellungen für drohende Kreditausfälle. Die Aktie rutschte vorbörslich ins Minus.

Auch beim zweitgrößten US-Kreditinstitut Bank of America hat der Gewinn im vierten Quartal dank gestiegener Zinseinnahmen die Analystenprognosen übertroffen. Der den Aktionären zuzurechnende Nettogewinn stieg um zwei Prozent auf 6,9 Milliarden US-Dollar, wie das Geldhaus am Freitag mitteilte. Der Gewinn je Aktie lag mit 85 Cent über den Erwartungen von Finanzexperten. Der Zinsüberschuss kletterte im letzten Quartal des vergangenen Jahres um 29 Prozent auf 14,7 Milliarden Dollar, während sich die Provisionseinnahmen aus dem Geschäft mit M&A-Deals auf 1,1 Milliarden Dollar halbierten.

Das Institut plane zur Zeit dennoch keine Massenentlassungen, sagte Bankchef Brian Moynihan in der Telefonkonferenz mit Journalisten am Freitag. Das Institut legte im Zeitraum von Oktober bis Dezember 1,1 Milliarden Dollar als Risikovorsorge für potenzielle Kreditausfälle zurück. Die Aktie der Bank of America lag am Freitag vorbörslich leicht im Plus. Bei Betrachtung von zwölf Monaten hat sie allerdings fast 30 Prozent verloren.

Auch die Rivalen Citigroup und Wells Fargo legten ihre Zahlen für das vierte Quartal am Freitag vor. Goldman Sachs und Morgan Stanley wollen kommende Woche ihre Geschäftsberichte präsentieren.

Citigroup enttäuscht

Die Citigroup musste wegen eines schwächeren Investmentbanking-Geschäfts einen Gewinnrückgang von 1,46 Dollar pro Aktie auf 1,16 Dollar pro Aktie im abgelaufenen Quartal hinnehmen. Das Papier rutschte vorbörslich ins Minus, ebenso wie jenes von Wells Fargo. Letzteres Institut musste gar einen 50-prozentigen Gewinnrückgang wegen erhöhter Kreditvorsorgen und Kosten für Bußgelder wegen Verstößen gegen Verbraucherrechte vermelden. (Reuters/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.01.2023)

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