Leitartikel

Aufmerksamkeit gewonnen, Inhalte verloren

APA/FLORIAN WIESER
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Bei der Debatte um Klima-Aktivisten geht es nur noch um die Form des Protests und mögliche Strafbarkeit. So können keine Mehrheiten für die gar nicht so radikalen Inhalte gefunden werden.

Woran, meine Liebe, glauben wir noch?“, sang Georg Danzer in seinem Lied „Weiße Pferde“, das 1984 herauskam und die Sehnsucht nach einer sicheren und unbeschwerten Welt ausdrückte. Woran glauben wir noch? Angesichts des Rekordhochs bei Kirchenaustritten im vergangenen Jahr offenbar immer weniger an die Kirche. Zwar gibt es für die 90.808 Menschen unterschiedliche Gründe, die zum Austritt geführt haben. (Nicht zu vergessen auch die Tatsache, dass man gläubig sein kann, ohne Kirchenmitglied zu sein.) Die Teuerung spielte eine Rolle, aber auch die Befürwortung der Corona-Impfung durch die Kirche. Das kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es eine Glaubenskrise gibt. Der Trend geht quer durch christliche Religionsgemeinschaften in Europa.

Parallel dazu beschleunigt sich der Vertrauensverlust, mit dem Politik und Medien zu kämpfen haben. Wer Menschen überzeugen will, diese aber teils gar nicht mehr erreichen kann, bringt sich letztendlich um die eigene Legitimation. Man glaubt auch immer weniger an den Staat, an Institutionen, an Gerechtigkeit. Dafür hat sich der Glauben an die eigene Meinung und deren Unverrückbarkeit verfestigt, was die Lagerbildung befeuert, die viele Menschen aus dem Diskurs treibt: weil Meinungen ohnehin festgefahren sind.

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