Der horizontale Gentransfer zwischen völlig unterschiedlichen Lebewesen ist weiter verbreitet, als man lang angenommen hat.
Wenn uns beim Zwiebelschneiden das Wasser in die Augen schießt, dann liegt das an einem Gen von Bakterien, das die Zwiebeln in ihr Genom aufgenommen haben und das für die Produktion der tränentreibenden Schwefelverbindungen sorgt. Die machen uns so durchdringend wie unabweisbar klar, dass Erbinformationen nicht nur vertikal übertragen werden – in einer Art von einer Generation auf die nächste –, sondern auch horizontal (oder lateral) von einem schon existierenden Organismus auf einen anderen. Verbreitet ist das Phänomen bei Prokaryoten – Zellen ohne Kern, Bakterien vor allem –, an ihnen fiel es 1928 erstmals auf. Es blieb eine wenig beachtete Kuriosität, bis sich in den 1950er-Jahren etwas zeigte, was sich bis heute zur größten Sorge der Medizin auswuchs: Antibiotikaresistenzen, die Bakterien voneinander übernehmen.