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Pokémon Karmesin und Purpur: Ein technisches Fiasko vergeudet viel Potenzial

(c) IMAGO/ZUMA Wire (IMAGO/Guillaume Payen)
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Mit den Editionen Karmesin und Purpur wagt die Pokémon-Reihe erstmals den Sprung in eine nahtlose Open World. Gravierende technische Mängel machen diese jedoch zu einer frustrierenden Angelegenheit.

Es sollte ein weiterer Meilenstein in der Erfolgsgeschichte namens Pokémon werden. Die Editionen Karmesin und Purpur laden die Spieler:innen in der bereits neunten Generation der Reihe erstmals in eine nahtlose Open World ein und versprechen so viele Freiheiten wie nie zuvor. Die ersten Spielminuten der aktuellsten Pokémon-Ableger wirken dabei altbekannt.

Nach der Charakter-Anpassung und Wahl des Starter-Pokémons werden die Grundlagen des Spiels, konkret das Kampfsystem und das Fangen wilder Pokémon, nähergebracht. Auch erste wichtige Charaktere stellen sich vor. Im Anschluss wird man in der Akademie, die auch als eine Art Hauptquartier dient, aufgenommen. Nach einem etwas langatmig anmutenden Einstieg, gespickt mit zahlreichen weiteren Dialogen, Informationen und Zwischensequenzen, wird man schlussendlich in besagte Open World entlassen. Hier zeigt sich bereits die erste große Neuerung der beiden Spiele.

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Gleich drei anstatt eines Story-Pfades

Erstmals hat Entwickler Game Freak nämlich von einer linearen Geschichte abgesehen und von Beginn an drei Story-Pfade eröffnet, die in beliebiger Reihenfolge erlebt werden können: den Pfad der Legenden, die Straße der Sterne und den Weg des Champs. Die Handlungsstränge können auch parallel zueinander gespielt werden. Das soll für größtmögliche Abwechslung sorgen. Soweit die Theorie.

In der Praxis lassen jedoch alle drei Pfade zu wünschen übrig. Sie sind mit redundanten Aufgaben und Spielmechaniken gepflastert. Zwar überzeugte Pokémon auch in der Vergangenheit nie durch spielerische Abwechslung, das war zum Teil jedoch den technischen Limitationen geschuldet. In der nun groß angekündigten Open World hätte man durchaus etwas mehr Spielwitz erwarten können.

Am Weg des Champs etwa, der das altbekannte Sammeln verschiedener Arena-Orden beherbergt, müssen kaum herausfordernde Prüfungen bestanden werden, ehe die Arenaleiter:innen wie gewohnt herausgefordert werden können. Eine entbehrliche Neuerung. Die aus alten Editionen bekannten Rätsel innerhalb der Arenen waren zum Teil deutlich unterhaltsamer und kniffliger und wirkten dabei weniger deplatziert. Um Story-Elemente nicht vorwegzunehmen, wird nicht weiter auf die Inhalte der anderen Pfade eingegangen. Es sei nur so viel verraten: Bahnbrechende Neuerungen und Abwechslung sucht man auch dort vergebens.

Nintendo

Lieblose Spielwelt

Noch enttäuschender als der spielerische Inhalt der Kampagne ist das technische Gerüst, in das diese gegossen wurde. Dieses ist der globalen Erfolgsmarke Pokémon schlichtweg unwürdig. Die Grafik ist dabei nicht der größte Kritikpunkt. Vielmehr sind es die karge, lieblos gestaltete Spielwelt und gravierende technische Mängel. Wilde Pokémon, Bäume, Schatten oder NPCs werden häufig viel zu spät geladen, was den Spaß am Erkunden raubt. Hinzu kommen ständige Ruckler, die vor allem dann auftreten, wenn man sich auf das legendäre Pokémon, das erstmals als primäres Fortbewegungsmittel dient, schwingt.

Nintendo versprach angesichts zunehmender Kritik bereits kurz nach Release, mittels Updates Abhilfe zu schaffen. Bisher wurden die Probleme jedoch nicht gänzlich behoben.

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Der wahre Spaß der Pokémon-Spiele

Spieler:innen, die über die technischen Mängel hinwegsehen können, werden jedoch auch in Pokémon Karmesin und Purpur ihre Freude haben. Denn der wahre Spaß der Pokémon-Spiele, das Kämpfen und Erkunden, wurde in der neunten Generation der Reihe erneut gelungen umgesetzt.

Mit der sogenannten „Terakristallisierung“ hat sich Game Freak auch diesmal ein neues Kampf-Feature ausgedacht. Dabei legt sich das kämpfende Pokémon per Knopfdruck eine Art Kristallpanzer an. In diesem Modus werden sämtliche Attacken verstärkt, die dem Tera-Typen des Pokémons entsprechen. Die Neuerung bietet neben optisch gelungenen Animationen also auch zusätzliche taktische Elemente.

Die offene Spielwelt vermittelt zudem - wenn auch technisch nicht ideal umgesetzt - ein neues Gefühl der Freiheit beim Erkunden der weitläufigen Paldea-Region. Daher ist es umso enttäuschender, dass schwerwiegende technische Mängel eine Menge Potenzial vergeuden.

Preis: ab 49,99 Euro

Plattform: Nintendo Switch

Altersfreigabe: Ab sieben Jahren (Pegi)

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