Glosse

Die Angst, nicht dabei zu sein

Gier ist für Anleger genauso gefährlich wie Angst. Und den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, das funktioniert bei Bitcoin genauso wenig wie bei Aktien.

Zwei Monate ist es her, dass die Pleite der Kryptobörse FTX den ohnehin angeschlagenen Bitcoin-Preis auf mehrjährige Tiefs schickte und eine uralte Frage wieder laut werden ließ: Kann Bitcoin doch noch scheitern?

Kritiker sahen sich bestätigt. Doch auch Fans, die vor einem Jahr Kursziele von 100.000 Dollar ausgegeben hatten, meinten kleinlaut, der Preis, der wochenlang zwischen 15.000 und 17.000 Dollar herumgrundelte, könne, wenn es hart auf hart komme, noch auf 3000 Dollar fallen.

Viele Anleger wollten abwarten. Schauen, was passiert. Kaufen, wenn der Kurs bei 10.000 ist. Oder eben bei 3000. Eile schien nicht geboten.

Plötzlich schoss der Preis in die Höhe. Binnen drei Tagen fielen die Hürden von 17.000, 18.000, 19.000, 20.000 und kurzzeitig sogar von 21.000 Dollar. Auslöser war wohl die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Zinserhöhungen. Doch der Grund, warum es gar so schnell nach oben ging, war „FOMO“, „Fear of missing out“, die Angst, nicht dabei zu sein. Gier ist für Anleger aber genauso gefährlich wie Angst. Und den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, das funktioniert bei Bitcoin genauso wenig wie bei Aktien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.01.2023)

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