Braunkohle

Polizei setzt Räumung von Klimaprotestdorf Lützerath fort

Am Rand der Demonstration kam es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei.
Am Rand der Demonstration kam es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei.IMAGO/Nicolaj Zownir
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In Baumhäusern und in einem Tunnel harren noch immer Aktivisten aus. Wie viele Kohlegegner noch auf dem Gelände sind, ist nicht bekannt. Bei Zusammenstößen mit der Polizei gab es auf beiden Seiten Verletzte.

Die Polizei will am Sonntag die Räumung des Dorfes Lützerath am Rande des Braunkohletagebaus Garzweiler fortsetzen. Auf dem seit Mittwoch abgeriegelten Dorfgelände halten sich nach Polizeiangaben weiterhin Klimaaktivisten auf, etwa in Baumhäusern. Zwei Aktivisten harrten außerdem in einem Tunnel unter einem Gebäude aus. Wie viele Kohlegegner noch auf dem Gelände sind, ist nicht bekannt.

Der Energiekonzern RWE hatte am Samstag von Vorbereitungen gesprochen, um die beiden Aktivisten aus dem Tunnel zu holen. "Es wird an einem Rettungskonzept gearbeitet", sagte ein Unternehmenssprecher. Man sei dabei auch mit externen Experten und dem Technischen Hilfswerk in Kontakt. "Die beiden, die da unten sitzen, sind nach eigenen Angaben wohlauf." Sie hätten etwa keine Probleme mit Frischluft.

Polizei setzte Wasserwerfer und Schlagstöcke ein

Das Dorf Lützerath, ein Ortsteil von Erkelenz westlich von Köln, ist seit Tagen von der Polizei abgeriegelt und mit einem doppelten Zaun umgeben. Die wenigen Gebäude der Siedlung werden abgerissen, um es dem Energiekonzern RWE zu ermöglichen, die darunter liegende Braunkohle abzubaggern. Dagegen hatten am Samstag viele Tausend Menschen im benachbarten Ortsteil Keyenberg demonstriert. Die Polizei sprach von 15.000 Teilnehmern, die Veranstalter schätzten die Zahl auf 35.000.

Am Rand der Demonstration kam es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Nach Polizeiangaben wurden dabei auf beiden Seiten Menschen verletzt. Die genaue Anzahl der Verletzten und die näheren Umstände, die zu den Verletzungen führten, wurden zunächst nicht bekannt. Laut Polizei hatten rund 1000 größtenteils vermummte "Störer" versucht, auf das abgesperrte Dorfgelände zu gelangen. Um sie abzuwehren, setzte die Polizei Wasserwerfer, Schlagstöcke und Pfefferspray ein. Ob es Festnahmen gab, wurde zunächst nicht mitgeteilt.

Demonstranten sollen Pyrotechnik geworfen haben

Nach Polizeiangaben attackierten einzelne Demonstranten auch Einsatzwagen der Polizei und warfen Pyrotechnik in Richtung der Beamten. Ein Sprecher erklärte, Reifen seien zerstochen und Außenspiegel abgetreten worden.

Der Energiekonzern RWE teilte am Abend mit, man sei "entsetzt über die Aggressionen und die Gewalt, die von Teilen der Aktivisten ausgingen". Dies habe mit der ansonsten friedlichen Demonstration nichts mehr zu tun. "Wer völlig enthemmt Steine und Feuerwerkskörper auf Polizisten wirft und versucht Absperrungen zu durchbrechen, kritisiert nicht die Energiepolitik, sondern attackiert das gesellschaftliche Fundament unseres Rechtsstaats."

Hauptrednerin bei der Kundgebung war die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg. "Lützerath ist noch da, und solange die Kohle noch in der Erde ist, ist dieser Kampf nicht zu Ende", sagte die 20-Jährige unter dem Jubel der Zuhörer.

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