Konzerthaus

Eine Musik, die richtig tickt

Jubel für den Auftakt zum Ligeti-Jahr 2023 mit dem Klangforum Wien. Es dirigierte, präzise und anfeuernd, Elena Schwarz.

Zuerst vernimmt man dichtes Geknatter. Später, wenn sich das Geschehen etwas ausgedünnt hat, gaukelt einem das Gehör merkwürdige rhythmische Muster vor: Sie verlieren sich gleich wieder, um verwandelt erneut aufzublitzen. Zuletzt wird es eine Art Wettrennen: Ein dreifaches Ticken war es diesmal im aufregenden Finish, zwei davon in sehr ähnlichem Takt. Sie verstummten nahezu gleichzeitig, konnten zwar ihre Bewegung noch ausführen, nicht aber ihr lautes Pulsieren. Da war also nur noch eines übrig – um schließlich doch auch stehen zu bleiben.

„Poème symphonique“ lautet der ironische Titel, den György Ligeti 1962 diesem Werk für 100 Metronome gegeben hat, das natürlich weit mehr ist als ein Scherz: ein berühmtes Beispiel für Maschinenmusik, eine Komposition der radikalen Beschränkung auf den Rhythmus und seine Effekte unter klar definierter Beteiligung des Zufalls. Interessant, dass diese „Symphonische Dichtung“ immer wieder szenische Zutaten herausfordert, wohl deshalb, weil es menschliche Interpreten so grundlegend ausschließt: Die stören zwar eher, waren aber bei den Mitgliedern des Klangforums Wien, die an fünf Metronomtischen zunächst so etwas wie eine Schachpartie simulierten, immerhin bald vorbei. Interessant auch, wie das Publikum zunächst noch etwas belustigt reagierte, um dann doch von der Spannung erfasst zu werden, die diese (musiklose?) Musik entfaltet.

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