Meteorit

Forscherteam liefert Puzzlestein zu Leben auf dem Mars

Das Naturhistorische Museum hat 2012 ein großes Stück des Meteoriten "Tissint" erworben.
Das Naturhistorische Museum hat 2012 ein großes Stück des Meteoriten "Tissint" erworben.APA/ROLAND SCHLAGER
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Ein Forscherteam erstellte den bisher umfassendsten Katalog organischer Verbindungen in einem Marsgestein. Dem Team gehörte auch ein Experte des Naturhistorischen Museums in Wien an.

Am 18. Juli 2011 schlug im Süden Marokkos ein Himmelskörper ein, der sich als Marsmeteorit entpuppte. Ein Forscherteam hat nun die größte Vielfalt an organischen Verbindungen gefunden, die jemals bei Marsgestein nachgewiesen wurde, wie sie im Fachjournal "Science Advances" berichten. Dem Team gehörte auch Ludovic Ferrière vom Naturhistorischen Museum Wien an, das 2012 ein großes Stück des Meteoriten "Tissint" - benannt nach einem Ort in der Nähe der Fundstätte - erworben hat.

Bisher sind mehrere zehntausend Meteoriten dokumentiert. Erst seit den 1980er-Jahren weiß man, dass einige davon vom Mars stammen. Bisher sind rund 350 Marsmeteoriten bekannt. Sie wurden vor einigen Millionen Jahren bei großen Einschlägen auf dem Mars ins All geschleudert, ehe sie vom Schwerefeld der Erde eingefangen wurden.

"Tissint" ist erst der fünfte durch Augenzeugen belegte Fall eines Marsmeteoriten und mit rund 17 Kilogramm der zweitgrößte, was die gesammelte Gesamtmasse anbelangt. Das NHM hat eines der größten bekannten Einzelstücke dieses Falls, ein knapp ein Kilo schwerer, mehr als faustgroßer schwarzer Stein, 2012 mit Hilfe aus der Erbschaft nach Oskar Ermann angekauft. Es ist im Meteoritensaal des Museums zu sehen.

„Unglaubliche Vielfalt an organischen Verbindungen"

Unter der Leitung von Philippe Schmitt-Kopplin von der Technischen Universität München hat das internationale Forscherteam winzige Proben von mehreren "Tissint"-Teilen, darunter auch solche vom NHM, auf organische Verbindungen hin untersucht. "Die Probe stammt nicht von unserem großen Exemplar, sondern von kleineren Fragmenten, die wir für zerstörungsfreie wissenschaftliche Studien zur Verfügung haben", erklärte Ludovic Ferrière, Kurator der Meteoritensammlung am NHM.

Die Entschlüsselung der Entstehungsgeschichte der organischen Moleküle des "Tissint"-Meteoriten soll dabei helfen zu verstehen, ob der Mars jemals Leben beherbergt hat und wie die geologische Geschichte des Roten Planeten gewesen sein kann. Solche organischen Verbindungen enthalten vor allem Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff oder Schwefel. Sie werden gemeinhin mit Leben in Verbindung gebracht, obwohl bereits gezeigt wurde, dass sie auch durch nicht-biologische Prozesse entstehen können.

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Tissint-Marsmeteorit eine unglaublich große Vielfalt an organischen Verbindungen enthält", sagte Ferrière. Die Forscher konnten anhand der Analysen den bisher umfassendsten Katalog solcher Moleküle in einem Marsmeteoriten oder in einer von einem Rover gesammelten und analysierten Probe erstellen.

Neue Details über Bewohnbarkeit des Mars

"Zudem waren wir in der Lage, die verschiedenen organischen Moleküle mit spezifischen mineralogischen Merkmalen im Inneren des Meteoriten zu verknüpfen", so der Experte. Das ermögliche es, die Auswirkungen von Wechselwirkung zwischen Wasser und Gestein auf und im Inneren des Mars zu verfolgen.

Die Forscher fanden zudem eine Reihe organischer Magnesiumverbindungen, die bisher in Marsmaterial noch nicht beobachtet wurde. Diese würden neue Einblicke in die Geochemie unter hohem Druck und hoher Temperatur bieten, die das tiefe Innere des Roten Planeten geformt hat.

"Das Verständnis der Prozesse und der Abfolge von Ereignissen, die diese Fülle organischer Verbindungen geformt haben, wird neue Details über die Bewohnbarkeit des Mars und möglicherweise über die Reaktionen, die zur Entstehung von Leben führen könnten, offenbaren", erklärte Co-Autor Andrew Steele von der Carnegie Institution for Science (USA), der auch den Wissenschaftsteams der Mars-Rover "Perseverance" und "Curiosity" angehört.

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