Die Schäden, die das Regime in China mit der Kehrtwende in der Covid-Politik seinem Land zufügt, werden am Ende uns alle treffen.
Der Autor:
Ian Buruma (* 1951, Den Haag) studierte chinesische Literatur in Leiden und japanischen Film in Tokio. 2003 wurde er Professor für Demokratie und Menschenrechte am Bard College in New York. Zahlreiche Publikationen, zuletzt „The Churchill Complex: The Curse of Being Special, from Winston And FDR to Trump And Brexit“ (Penguin, 2020).
Es ist noch nicht lang her, da pries Chinas Präsident, Xi Jinping, seine Null-Covid-Politik als Beweis dafür, dass autoritäre Einparteienstaaten wie China besser mit Pandemien (oder jeder anderer Krise) fertigwerden als chaotische Demokratien mit ihren selbstsüchtigen Politikern und wankelmütigen Wählern.
Im Jahr 2020, als Hunderttausende Amerikaner starben und der damalige US-Präsident, Donald Trump, im Kampf gegen Covid auf ein Malariamedikament und Injektionen mit Bleichmittel setzte, klang das für viele recht plausibel. Zur gleichen Zeit setzte Xi strenge Pandemiebeschränkungen durch, die fast das gesamte Land zum Stillstand brachten, viele Menschen in Isolationslager zwangen und darauf bestanden, dass chinesische Bürger auf Auslandsreisen Chemikalienschutzanzüge tragen wie Arbeiter in einem gigantischen Giftlabor. Für eine Weile schienen diese strengen Regeln die Corona-Todesfälle im Vergleich zu den meisten anderen Ländern auf ein Minimum zu beschränken (obwohl die von der chinesischen Regierung veröffentlichten Zahlen notorisch unzuverlässig sind).