Berechnung

Sozialleistungen verlieren trotz Valorisierung weiter an Wert

Bei den meisten Sozialleistungen kommt es laut Momentum-Institut 2023 zu einem zusätzlichen Kaufkraftverlust von 0,9 Prozent.

Die Sozialleistungen verlieren trotz der ab heuer geltenden Valorisierung auch 2023 weiter an Wert. Nach Berechnungen des gewerkschaftsnahen Momentum-Instituts beträgt der Wertverlust für 2022 5,4 Prozent und heuer weitere 0,9 Prozent. Grund dafür ist, dass die Teuerung erst mit Verzögerung abgegolten wird.

Da die Inflation im Vorjahr bei 8,6 Prozent lag und die Sozialleistungen erst mit Jahresbeginn 2023 angepasst wurden, errechnete der Thinktank einen Kaufkraftverlust von 5,4 Prozent für 2022 für fast alle monatlich ausbezahlten Sozialleistungen. Nur bei Studienbeihilfe und Ausgleichszulage war der Kaufkraftverlust geringer, da diese bereits 2022 erhöht bzw. angepasst wurden.

Die Sozialleistungen verlieren aber trotz der mit Jahresbeginn erfolgten Anpassung auch heuer noch weiter an Wert. Denn die für die Anpassung herangezogene Inflationsrate ist der Durchschnitt von August 2021 bis Juli 2022. Damit liegt der relevante Anpassungsfaktor bereits bis zu eineinhalb Jahre zurück, lange vor Beginn der Teuerungskrise. Die Folge: Bei den meisten Sozialleistungen kommt es laut Momentum-Institut 2023 zu einem zusätzlichen Kaufkraftverlust von 0,9 Prozent. Eine Jungfamilie, die pauschal Kinderbetreuungsgeld bezieht, habe somit in beiden Jahren einen Kaufkraftverlust von 6,3 Prozent erfahren. Sie müsste demnach 2023 insgesamt 780 Euro mehr erhalten, um die Kaufkraftverluste von 2022 und 2023 auszugleichen.

„Bundesregierung bleibt auf halber Strecke stehen“ 

Jakob Sturn, Ökonom am Momentum Institut, hält die Inflationsanpassung zwar grundsätzlich für einen "sozialpolitischen Meilenstein". "Schade ist, dass die Bundesregierung auf halber Strecke stehen bleibt. Die verzögerte Anpassung der Sozialleistungen hält nicht mit der Teuerung Schritt. Menschen bis in die untere Mittelschicht, die auf Sozialleistungen angewiesen sind, spüren diesen Kaufkraftverlust empfindlich."

Ganz besonders hart treffen die Kaufkraftverluste demnach arbeitslose Menschen. Weil Arbeitslosengeld und Notstandshilfe bisher gar nicht an die Teuerung angepasst wurden, sei der Kaufkraftverlust bisher ungebremst. Wer Arbeitslosengeld in durchschnittlicher Höhe bezieht, müsste heuer laut Momentum-Institut bereits 1.470 Euro mehr erhalten, um die Teuerung der letzten beiden Jahre auszugleichen. "Die aktuell in Österreich 375.000 arbeitslos gemeldeten Menschen werden von der Bundesregierung komplett im Stich gelassen. Wer seinen Job verliert, ist überdurchschnittlich oft armutsgefährdet," betont Sturn.

(APA)

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