Theater an der Wien

Offenbach und die "Hure der Reichen": Operette als Politkabarett

(c) Werner Kmetitsch
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Singen auf der „Plaza de la corrupcion“: Nikolaus Habjan inszeniert im Ausweichquartier des Theaters an der Wien „La Périchole“ mit vielen tagespolitischen Anspielungen und Überzeichnungen.

Das Beinschab-Tool, die Prätorianer eines machtgierigen Herrschenden, „Kaufhaus Peru“, die „Hure der Reichen“: Bei „La Périchole“ in der Inszenierung von Nikolaus Habjan wähnt man sich teils mehr im politischen Kabarett als in der Operette. Denn wie viele aktuelle Plattitüden und Fettnäpfchen der Nation in dieser „Fassung des Theaters an der Wien“ (der Autor wird nicht näher benannt) jongliert werden, überrascht selbst für diese stets gesellschaftskritische Gattung. Da braucht Straßensängerin Périchole eine Berechtigungskarte von Ursula Stenzel, wenn sie an der „Plaza de la corrupcion“ neben einem Würstelstand in Aida-Rosa und vor dem bühnenfüllenden Wahlplakat „Peru darf nicht Österreich werden“ singen möchte. Da entschlägt sich ein Angeklagter, dort wird jemand mit „Seien Sie nicht so kurz angebunden, wir sind hier nicht im U-Ausschuss“ getadelt. Und ein Gefangener ruft: „Thomas, sag nix!“

Auch Wahlkampfkosten, die angeblich nicht überschritten wurden, die Bestellung des Burgtheaterdirektors, das Stolpern über Dissertationen und das Binnen-I finden Eingang in die Handlung von Henri Meilhac und Ludovic Halévy, aus der Jacques Offenbach einst seine Operette schuf.

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