Wie bildet sich unser Geschmack? Ist Musik eine universale Sprache der Gefühle? Gibt es objektiv gute und schlechte Musik? Große Fragen an Melanie Wald-Fuhrmann, die das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik leitet.
Die Presse: Warum höre ich aus einem riesigen Angebot die Musik, die ich höre?
Melanie Wald-Fuhrmann: Unser Geschmack ist eine Folge von Gewöhnung. Wir kommen in der Kindheit nur mit einem sehr kleinen Ausschnitt an Musik in Berührung. Das ist durch Elternhaus und Umfeld vorgegeben. Unsere westliche Kultur legt aber auch nahe, dass wir uns ab der Pubertät aktiv mit der Popmusik unserer Gegenwart auseinandersetzen und auch daraus zu unserer Identität finden. Die Auswahl hat also mit uns zu tun: Wo komme ich her, wer will ich sein? Wir müssen wegen der Vielfalt auswählen, sonst wären wir der Mann oder die Frau ohne musikalische Eigenschaften.