Fußballverband

Der ÖFB und die fortgesetzte Selbstbeschädigung

ÖFB-Präsident Gerhard Milletich kämpft mit zunehmender Unruhe im Präsidium. Auch Wolfgang Bartosch vom steirischen Landesverband spricht davon, dass man die abgewiesene Klage von Milletich gegen den „Kurier“ „nicht ignorieren“ dürfe.

Nach dem Rückschlag, den er mit seiner Klage gegen den "Kurier" erlitten hat, muss ÖFB-Präsident Gerhard Milletich auf gute Nachrichten vom Ethikkomitee der Bundesliga hoffen. Das Gremium hat seit Dezember das Mandat, sich mit dem Vorwurf zu beschäftigen, Milletich habe sein Ehrenamt beim Fußball-Bund genutzt, um für Publikationen seiner Verlage Anzeigenkunden zu gewinnen. Ob bis zur nächsten ÖFB-Präsidiumssitzung am 3. Februar Ergebnisse auf dem Tisch liegen, ist offen.

Die erste turnusmäßige Sitzung des Präsidiums im neuen Jahr geht in Graz über die Bühne. Gastgeber ist Wolfgang Bartosch, der sich tags darauf im steirischen Landesverband der Wiederwahl stellt. Der Direktor der Arbeiterkammer Steiermark hofft auf eine baldige Einschätzung der Inseraten-Causa durch das Ethikkomitee. "Wir brauchen im ÖFB-Präsidium Ruhe", betonte Bartosch im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. "Je schneller eine Entscheidung getroffen wird, desto besser."

Man dürfe Milletich nicht vorverurteilen. "Man muss du Ergebnisse der Ethikkommission abwarten. Man darf aber auch nicht ignorieren, dass die Klage, die er selbst angestrebt hat, abgewiesen worden ist - wenn auch aus formalen Gründen", sagte Bartosch, selbst Jurist. Milletich hatte eine Gegendarstellung angestrengt, nachdem ihm die Tageszeitung "Kurier" Ende Oktober in einem Artikel Inseratenkeilerei vorgeworfen hatte. Das Wiener Landesgericht für Strafsachen wies die Klage zu Wochenbeginn ab, Milletich will laut ORF-Angaben aber berufen.

Was bleibt, ist ein Imageschaden - auch für den ÖFB und sein Präsidium. "Wir befinden uns in einer sehr schwierigen Phase", meinte Bartosch. Dass es im Präsidium eine Lagerbildung gebe, sei "offenkundig". Der nicht mehr notwendige Beweis: Oberösterreichs Verbandschef Gerhard Götschhofer, als ÖFB-Vizepräsident eigentlich dessen Stellvertreter, sagte vor Gericht als Zeuge der Verteidigung gegen Milletich aus. Auch Salzburgs Herbert Hübel und Tirols Josef Geisler gelten schon seit dessen Bestellung im Oktober 2021 als erklärte Milletich-Gegner.

Entscheidend für seinen Verbleib im Amt ist, wie lange Milletich noch den Rückhalt der Mehrheit im ÖFB-Präsidium genießt. "Wir müssen Gräben zuschütten, uns wieder die Hand reichen", forderte Bartosch. Ob das mit dem Burgenländer an der Spitze und dessen harten Widersachern im Westen noch möglich ist, ist offen. Bartosch: "Es geht darum, dass wir als ÖFB einen Weg finden, wo alle miteinander reden können." Auch die Mitarbeiter auf höchster Ebene.

Der Verbandschef der Steiermark stellte zudem infrage, ob die Befugnisse des mit ehrenamtlichen Funktionären besetzten ÖFB-Präsidiums noch zeitgemäß seien. Man könnte darüber nachdenken, das Gremium zugunsten einer operativen Geschäftsführung - ähnlich wie das in der Bundesliga bereits praktiziert wird - mehr in eine "Aufsichtsratsfunktion" zu rücken. "Da bin ich offen dafür", sagte Bartosch über einen möglichen Reformprozess. "Es kann auf jeden Fall nicht so weitergehen, dass wir uns selbst beschädigen."

(APA)

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