Gastkommentar

Mythos Bandera: Die Vereinnahmung einer umstrittenen Persönlichkeit

(c) Peter Kufner
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Wie der ukrainische Nationalist Stepan Bandera in der sowjetischen Propaganda zum Inbegriff des „Volksfeinds“ wurde.

Die Autorin:

Oksana Stavrou (* 1980) lebt in Wien, stammt aus der Ukraine und ist studierte Juristin. Als Publizistin verfasste sie Beiträge für ukrainische, österreichische und deutsche Medien. Stavrou arbeitete als Juristin in einer Wiener Rechtsanwaltskanzlei und in der Privatwirtschaft. Nach einem MBA-Abschluss gründete sie 2011 die Regenbekleidungsmarke Raincombi.

Pünktlich am 1. Jänner2023 verbreitete sich im ukrainischen Internetsegment eine vermeintliche Schlagzeile einer russischen Zeitung: „Ukrainische Nazis legten auf dem Schlachtfeld ein Porträt von Stepan Bandera aus den Leichen russischer Soldaten an dessen Geburtstag aus“. Der satirische Beitrag am Geburtstag des umstrittenen Anführers der Organisation ukrainischer Nationalisten (OUN) verhöhnte die Vorliebe der russischen Propaganda für makaber-absurde Meldungen über angebliche Nazis und Bandera-Anhänger in der Ukraine.

Bereits vor hundert Jahren kreierte die Kreml-Propaganda den Begriff „ukrainischer bürgerlicher Nationalismus“. Mitten im Stalin-Terror, begleitet von der Politik der Russifizierung, der Säuberung der Gesellschaft von „Schädlingen“ und der Schaffung eines einheitlichen gehorsamen russisch-sowjetischen Menschen, wurden mit diesen Schimpfworten die Gegner der Angliederung der ost- und zentralukrainischen Gebiete in die UdSSR sowie pauschal alle „antisowjetischen und antirussischen Elemente“ der ukrainischen Sowjetrepublik versehen.

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