Kündigungswelle

Aderlass in der Tech-Branche: Tausende Stellenstreichungen bei Amazon und Microsoft

A man stands inside the Microsoft Experience Center in New York City
A man stands inside the Microsoft Experience Center in New York CityREUTERS
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Jähes Ende des IT-Job-Booms: Inflation und schwache Wirtschaft führen zu einem Kahlschlag bei Microsoft und Amazon. Bei Twitter und Facebook erfolgte dieser Schritt noch im Vorjahr.

Die Kündigungswelle in der Technologie-Welt hat Microsoft erreicht: Der Software-Riese kündigte als weiteres Schwergewicht der Branche einen großen Job-Abbau an. Microsoft will bis Ende März rund 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen. Das seien weniger als fünf Prozent der Belegschaft, wie der US-Konzern am Mittwoch betonte. Aber auch bei Amazon ist ein Kahlschlag geplant.

Amazon wird Tausende Mitarbeiter in den USA, Kanada und Costa Rica entlassen. Dies teilt das Unternehmen seinen Mitarbeitern in einem Memo mit, das Reuters vorliegt. Vorstandsvorsitzende Andy Jassy, hatte Anfang Jänner angekündigt, das Unternehmen werde etwa sechs Prozent seiner rund 300.000 Mitarbeiter entlassen. Insgesamt würden mehr als 18.000 Stellen gestrichen, schrieb Jassy in einem öffentlichen Mitarbeiter-Rundschreiben.

Bei Microsoft kommen die Entlassungen wenig überraschend, US-Medien hatten bereits im Voraus darüber berichtet. Microsoft-Chef Satya Nadella begründete die Stellenstreichungen im Unternehmensblog als Sparmaßnahme: "Wir müssen unsere Kostenstruktur mit unseren Umsätzen in Einklang bringen". Nadella betonte jedoch, dass den Job-Kürzungen auch Neueinstellungen und Investitionen in Bereichen von entscheidender strategischer Bedeutung gegenübergestellt werden würden. Unter seiner Führung setzt Microsoft verstärkt auf das Cloud-Geschäft mit Diensten aus dem Netz.>>> Der Absturz der erfolgsverwöhnten Überflieger

Er ist nicht mehr der reichste Mann der Welt und erhält überdies noch einen unrühmlichen Titel im Guinness-Buch der Rekorde. Doch nicht nur Elon Musk ist mit Twitter tief gefallen. Die sozialen Netzwerke stehen 2023 vor großen Aufgaben.

Nadella machte keine Angaben dazu, welche Bereiche konkret vom Jobabbau betroffen sein werden. Er versprach betroffenen Mitarbeitern, dass das Management bei den Entlassungen so "rücksichtsvoll und transparent" wie möglich vorgehen werde. Solche Entscheidungen seien "schwierig, aber notwendig", schrieb er. Im Herbst hatte Microsoft bereits auch schon Jobs abgebaut. Zum Ende des vergangenen Geschäftsjahres Mitte 2022 war die Zahl der Mitarbeiter um gut ein Fünftel auf 221.000 gestiegen.

Hohe Belastungen durch Kündigungen

Auch wenn die Stellenstreichungen auf längere Sicht Geld sparen sollen, entstehen Microsoft durch Kündigungen und Abfertigungen zunächst hohe Belastungen. So kündigte der Konzern in einer Pflichtmitteilung an die US-Börsenaufsicht an, dass aufgrund der Entlassungen und anderer Maßnahmen zum Konzernumbau erst einmal bilanzielle Belastungen in Höhe von 1,2 Milliarden Dollar (1,1 Mrd Euro) anfallen dürften. Microsoft will seine Zahlen für das abgelaufene zweite Geschäftsquartal am 24. Jänner veröffentlichen.

Die Entlassungen bei dem Windows-Konzern verdeutlichen abermals das jähe Ende des Job-Booms in der Tech-Branche. Nachdem die Geschäfte in der Pandemie florierten, macht das von Inflations- und Rezessionssorgen geprägte derzeitige Marktumfeld vielen Firmen schwer zu schaffen. An der Börse stehen Tech-Aktien besonders stark unter Druck - der Branchenindex Nasdaq fiel im vergangenen Jahr um 33 Prozent.

Twitter machte unter Musk den Anfang

Die Reihe der Unternehmen, die Entlassungen ankündigten, wurde zuletzt immer länger. So kam es etwa bei der Facebook-, Whatsapp- und Instagram-Mutter Meta sowie dem von Tesla-Chef Elon Musk übernommenen Online-Netzwerk Twitter zu Job-Kahlschlägen. Meta entließ im Herbst rund 11.000 Mitarbeiter - etwa 13 Prozent der Belegschaft. Bei Twitter ließ Musk als Sparmaßnahme rund die Hälfte der etwa 7.000 Jobs streichen. Danach gingen noch weitere Mitarbeiter. Der weltgrößte Online-Händler Amazon kündigte Anfang des Jahres den Abbau von 18.000 seiner insgesamt rund 1,5 Millionen Stellen an. Der SAP-Konkurrent Salesforce setzt mit rund 8.000 Jobs bei etwa einem Zehntel seiner Belegschaft den Rotstift an.

(APA/DPA)

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