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EZB-Mitarbeiterbefragung: Vertrauen in die Führung sinkt

EZB-Praesidentin Christine Lagarde bei der Pressekonferenz der Europaeischen Zentralbank in der EZB in Frankfurt.
EZB-Praesidentin Christine Lagarde bei der Pressekonferenz der Europaeischen Zentralbank in der EZB in Frankfurt. IMAGO/Panama Pictures
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Die Chefin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, macht den Auftakt beim Weltwirtschaftsforum in Davos. In ihren eigenen Reihe wächst indes der Unmut. Nicht zuletzt, weil das Vertrauen in ihre Führungsstärke bei vielen Notenbank-Beschäftigten nur als mäßig eingestuft wird.

Die EZB-Chefin zeichnet nicht nur für die europäische Währungspolitik verantwortlich, sondern auch für ihre Mitarbeitenden. Diese vertrauen jedoch immer weniger in die Führungsqualitäten von ihr und den fünf Mitgliedern des EZB-Direktoriums. Ein Drittel bewertet die Führungskraft als moderat und 14,6 Prozent beschreiben sie als „groß“. Die Umfrageergebnisse gehen aus einer internen E-Mail-Befragung der EZB-Gewerkschaft IPSO hervor.

Am Standort in Frankfurt am Main arbeiten über 3500 Beschäftigte. An der Studie teilgenommen haben 1.565 Mitarbeitende. Die Erhebung wurde im Zusammenhang mit Verhandlungen über Gehälter und Homeoffice-Arrangements im Herbst organisiert. Von rund fünf Prozent wurde die - für 2023 vorgesehene Gehaltserhöhung - als unzureichend bewertet.

Insgesamt falle das Arbeitszeugnis für Lagarde und ihre Führungsmannschaft wenig schmeichelhaft aus. Obwohl es besonders in Krisenzeiten wichtig wäre, vonseiten der EZB nicht nur gegen die ausufernde Inflation zu steuern, sondern auch das Vertrauen der Mitarbeitenden zu stärken. Dies gelingt jedoch nur unzureichend: „Dies ist eine ernste Sache für unsere Institution, da niemand eine Organisation ohne das Vertrauen ihrer Beschäftigten richtig leiten kann“, betont IPSO in einer Stellungnahme.

63 Prozent besorgt um Kaufkraft

Der Erhebung zufolge sind viele Beschäftigte hinsichtlich der Fähigkeit der Notenbank besorgt, ihre Kaufkraft zu schützen. 63 Prozent gaben auf eine entsprechende Frage an, besorgt zu sein. Nur 24 Prozent sind unbesorgt. 13 Prozent antworteten, sie könnten dazu keine Angaben machen. Eine EZB-Sprecherin ging nicht direkt auf die Umfrageergebnisse ein. Sie verwies auf eine eigene Mitarbeiterbefragung der Notenbank vom vergangenen Jahr, wonach 83 Prozent stolz seien, für die EZB zu arbeiten und 72 Prozent dies auch empfehlen würden.

EZB-Präsidentin Lagarde, die seit Ende 2019 die Euro-Notenbank leitet, lobte im vergangenen Monat in einer Mitarbeiter-Veranstaltung ihr Direktorium in prägnanten Worten: „Wenn sie nicht wären, wäre ich ein trauriges, einsames Cowgirl, das sich irgendwo in der Pampa der Geldpolitik verirrt hat“, sagte sie laut Aufzeichnung einer Townhall-Veranstaltung am 19. Dezember, die Reuters einsehen konnte. Die EZB war zuletzt von vielen Volkswirten und Politikern kritisiert worden, den Anstieg der Inflation lange Zeit unterschätzt zu haben.

Eine ähnliche IPSO-Umfrage unter EZB-Beschäftigten kurz vor dem Ausscheiden von Lagardes Vorgänger Mario Draghi hatte 2019 ergeben, dass 54,5 Prozent von 735 Beschäftigten seine Präsidentschaft mit "sehr gut" oder "hervorragend" bewerteten. Die Unterstützung für die geldpolitischen Schritte war sogar noch höher ausgefallen. Jedoch war zu dem Zeitpunkt von der Energiekrise noch keine Rede. Und auch damals gab es reichlich Kritik: So beschwerten sich EZB-Beschäftigte unter anderem über mangelnde Transparenz bei Stellenbesetzungen und Günstlingskultur.

(APA/red)

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