Aktivismus

Fake-Modenschau im Namen von Adidas

Adidas zeigte "ganz echt" 2021 in Berlin.
Adidas zeigte "ganz echt" 2021 in Berlin.(c) Getty Images for ABOUT YOU (Sebastian Reuter)
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Adidas hat eine vermeintliche neue Kollektion herausgebracht, eine ethisch produzierte. Doch der Sportartikelhersteller hatte nichts damit zu tun.

Alles begann mit einer gefälschten Pressemitteilung. Adidas hatte darin die neue Co-Geschäftsführerin neben Bjørn Gulden vorgestellt: Vay Ya Nak Phoan, eine ehemalige kambodschanische Fabrikarbeiterin. Die neue Ausrichtung des Unternehmens sollte durch eine neue „Realitywear“-Produktlinie unterstrichen werden, die angeblich von Musiker Pharrell Williams kuratiert wurde und aus „sorgfältig gealterten Stücken“ besteht, nämlich aus upgecycelter Kleidung, „die sechs Monate lang ununterbrochen von kambodschanischen Arbeiterinnen getragen wurde, denen die während der Pandemie zurückgehaltenen Löhne zustehen“.

Die Aktion gipfelte in einer Modenschau im Rahmen der aktuell laufenden Berliner Fashion Week im Zentrum der Stadt, bei der blutverschmierte Models über den Laufsteg stolperten. Ein Paar Adidas-Schlapfen mit Spikes an den Sohlen wurde in einem Glaskäfig als Beispiel für die neue Linie und das Verantwortungsbewusstsein des Unternehmens ausgestellt. Organisiert wurde alles von der Aktivistengruppe The Yes Men.

Adidas, der Meister des Greenwashings

Adidas dementierte die neue Geschäftsführung inklusive neuer Ausrichtung. „Diese Ankündigung stammt nicht von Adidas und ist nicht korrekt“, zitierte der „Guardian“ als erstes Medium einen Sprecher. Die Mitteilung war zuvor schon von Medien und Bloggerinnen aufgegriffen worden. „Adidas scheint aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt zu haben und an einer ernsthaften Kurskorrektur interessiert zu sein“, las man auf der Branchenwebseite „FashionUnited“. Der Artikel ist nicht mehr verfügbar. Ein anderer vom Nachrichtenportal MSN übernommener Bericht, sagte Adidas den Willen der „Wiedergutmachung“ nach.

„Adidas ist ein Unternehmen, das mir sehr am Herzen liegt", zitierte der „Guardian“ Yes Men-Mitbegründer Igor Vamos, der unter dem Pseudonym Mike Bananno auftritt. „Sie haben eine Geschichte von unglaublichen Skandalen, die sie überwinden konnten. Sie sind Meister des Greenwashings.“ CEO Gulden habe schon oft davon geredet, das Richtige zu tun, „vielleicht wird der heutige Streich sie dazu bringen, es tatsächlich zu tun“. Erst im Zuge der Fußballweltmeisterschaft gab es Vorwürfe rund um die Herstellungsweise des deutschen Nationaltrikots. 

Forderung nach Lohnnachzahlungen

Die Aktivistengruppe fordert den Sportartikelhersteller auf, die „Pay Your Workers“-Vereinbarung zu unterzeichnen. Damit gilt es sicherzustellen, dass „alle Arbeiterinnen die vollen Löhne und Abfindungen erhalten, die ihnen seit Beginn der Pandemie geschuldet werden“. Zudem muss ein Abfindungsgarantiefonds eingerichtet werden, der alle Textil-, Bekleidungs-, Schuh- und Lederarbeiter in der globalen Lieferkette von Adidas abdeckt. Eine sofortige Zahlung von 11,2 Millionen Euro Löhnen an kambodschanische Beschäftige würde der Gruppe zufolge damit fällig.

(evdin)

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