Kolumne zum Tag

Tragen Sie Eulen nach Attnang-Puchheim?

Besonders begeistert sind sie wohl nicht, die Eulen.
Besonders begeistert sind sie wohl nicht, die Eulen.(c) AFP
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Ein geflügeltes Wort für eine sinnlose Tätigkeit wirft allerhand Fragen auf.

Man kann nicht alles verstehen. Bei mir, ich gebe es zu, scheitert es manchmal auch an meinem Willen. Oft aber hilft alles Grübeln nicht, bei manchen Redewendungen etwa. So ist mir nicht klar, in welcher Lage man versucht sein könnte, Eulen zu tragen. Der Impuls ist mir völlig fremd. Und trotzdem liegt die Sinnlosigkeit, die das Sprichwort „Eulen nach Athen tragen“ ausdrückt, nicht darin, dass hier nachtaktive Vögel transportiert werden. Sondern darin, dass es dumm wäre, sie in das Zentrum des antiken Griechenland zu bugsieren. Als ob jeder andere Ort gut dafür wäre, Attnang-Puchheim etwa oder Bregenz.

Transporttechnisch würde ich jedenfalls den Spatz in der Hand vorziehen, der ist leichter. Immerhin ist die Welt kein Dorf, nach Athen braucht man schon eine Weile, besonders ohne Eile. Hoffentlich wird man dabei nicht von all den Wegen fehlgeleitet, die nach Rom führen. Aber da der Weg das Ziel ist, hat die ganze Sache ja vielleicht doch einen Zweck. Die Eulen könnten freilich einwenden, dass dieser die Mittel nicht heiligt.

Fazit: Insgesamt spricht so gut wie alles gegen das Vorhaben. Nicht nur der Hintergrund des Sprichworts, dass Eulen (und damit die Klugheit, die sie symbolisierten) in Athen ohnehin ausreichend vorhanden waren. Übrigens gibt es einleuchtendere Versionen des Sinnspruchs, „Holz in den Wald tragen“ etwa, oder „Bier nach München bringen“. In England kennt man „Kohle nach Newcastle holen“, in Russland „Mit dem eigenen Samowar nach Tula fahren“ (die werden dort hergestellt) und in Norddeutschland „Torf ins Moor tragen“. Im Moselfränkischen gibt es die schöne Wendung „Schnecken nach Metz treiben“. Überflüssig ist auch: „Krokodile nach Ägypten tragen“. Aber Moment, warum sollte irgendjemand Krokodile . . .? Na ja. Man muss ja nicht alles verstehen.

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