Hunderttausende Franzosen demonstrieren gegen die Pläne der Regierung. Der öffentliche Verkehr ist teilweise lahmgelegt.
Die Zeitungskioske im Quartier unweit des Pariser Eiffelturms sind geschlossen, der Zugang zur Metro ist verriegelt, die Linie 8 verkehrt gar nicht, auf den übrigen fahren wie bei der Schnellbahn RER nur wenige, hoffnungslos überfüllte Züge zu den Stoßzeiten für die Pendler. Abgesehen von ein paar asiatischen Touristen, die ratlos vor der geschlossenen Metro stehen, scheinen sich die meisten auf die Folgen des Streiks für Frankreichs öffentlichen Verkehr vorbereitet zu haben. Einige sagen aber, sie seien besonders früh aufgestanden, um einigermaßen rechtzeitig zur Arbeit zu erscheinen. Viele andere konnten im Home-Office arbeiten.
Mehrere Mittelschulen sind von Jugendlichen besetzt worden. Denn auch Schülerorganisationen beteiligen sich an den Protesten gegen die Reform des Pensionssystems – ein Kernstück des Programms von Präsident Emmanuel Macron, das nun im Februar dem Parlament unterbreitet wird. Dabei ist geplant, das gesetzliche Pensionsalter auf 64 anzuheben.
Es sind viele Hunderttausende, vielleicht sogar ein bis zwei Millionen, wie die Gewerkschaften sagen, die in rund 200 Städten auf die Straße gegangen sind. Die Gewerkschaftsverbände marschieren erstmals seit zwölf Jahren gemeinsam. Sogar die Polizeigewerkschaften hatten zur Teilnahme an den Kundgebungen aufgerufen.
Erinnerung an Gelbwesten
Niemand weiß, ob diese Protestaktionen nun andauern und sich die Fronten noch weiter verhärten. In den Erdölraffinerien haben die Gewerkschaften bereits eine Serie mehrtägiger Streiks bis Anfang Februar angemeldet.
Die französische Regierung befürchtet, dass sich nun auch weitere, von den Gewerkschaften unabhängige Bewegungen bilden könnten. Sie denkt dabei an die sogenannten Gelbwesten, deren Proteste ab Ende 2018 Monate anhielten.