Wie die Mittlere Reife aussehen soll, ist auch innerhalb der ÖVP noch unklar. Das derzeitige System ist eher undurchlässig.
Geht es nach dem Bildungskonzept der ÖVP, soll künftig eine "Mittlere Reife" am Ende der AHS-Unterstufe und der Neuen Mittelschule (NMS) über den Aufstieg in eine AHS-Oberstufe entscheiden. Derzeit ist der Besuch dieser Schulformen ohne Prüfungen möglich.
Auch innerhalb der ÖVP ist noch unklar, wie die Mittlere Reife aussehen soll - obwohl vor allem der Wirtschaftsflügel schon seit Jahren eine solche fordert. Die in der VP diskutierten Modelle reichen derzeit von einer zusätzlichen österreichweit standardisierten Prüfung bis zu einer Kombination aus Prüfungsergebnis, Schulnoten, Projektarbeit und verbaler Beschreibung der Talente des Kindes.
Voraussetzungen für Wechsel
Derzeit können in Österreich Schüler die AHS-Oberstufe besuchen, wenn sie die Unterstufe im Gymnasium absolviert haben. Bei einem Wechsel von einer Hauptschule brauchen sie ein bestimmtes Leistungsniveau in Deutsch, Mathematik und einer lebenden Fremdsprache (erste Leistungsgruppe positiv absolviert, in zweiter Leistungsgruppe nicht schlechter als "Gut") oder einen positiven Beschluss der Klassenkonferenz.
Der Wechsel in die BHS ist dann möglich, wenn Schüler die vierte Klasse AHS bzw. die Polytechnische Schule positiv abgeschlossen haben. Wer aus der Hauptschule kommt, muss nur dann eine Aufnahmsprüfung ablegen, wenn er in Deutsch, Englisch oder Mathe in der dritten Leistungsgruppe war oder in der zweiten ein "Genügend" hat. Beim Wechsel an AHS-Oberstufe oder BHS können Schüler Fächer nachholen, wenn diese nicht Teil ihres Stundenplans waren.
System derzeit eher undurchlässig
Derzeit ist das System ziemlich undurchlässig, wie ein Blick auf Daten der Statistik Austria zeigt. Demnach wechseln etwa 60 Prozent der Schüler einer vierten Klasse AHS-Unterstufe in eine AHS-Oberstufe, aber nur sechs Prozent der Abgänger einer vierten Klasse Hauptschule setzen ihre Schullaufbahn an einem Gymnasium fort.
30 Prozent der AHS-Unterstufen-Abgänger besuchen im Schuljahr darauf eine berufsbildende höhere Schule (BHS). Fünf Prozent wechseln an überhaupt keine weiterführende Schule (vor allem "Sitzenbleiber"), der Rest verteilt sich auf Polytechnische Schulen, Berufsschulen bzw. berufsbildende mittlere Schule (BMS).
Ganz anders sieht es bei den Hauptschulabgängern aus: 28 Prozent wechseln an eine BHS, 27 Prozent an Polytechnische Schulen, 21 Prozent an BMS und acht Prozent an Berufsschulen. Ebenfalls acht Prozent besuchen gar keine weiterführenden Schulen - die meisten davon machen überhaupt keine weitere schulische Ausbildung, nur rund ein Prozent bleibt sitzen.
Mittlere Reife auch in der Steiermark
In Deutschland existiert die Mittlere Reife in den meisten Bundesländern als ein eigener Abschluss, der zwischen Hauptschule und Abitur angesiedelt ist. Die Mittlere Reife ist Voraussetzung für den Zugang zu bestimmten Ausbildungen. Sie kann entweder in der Realschule absolviert, oder über einen positiven Abschluss der sechsten Klasse Gymnasium erreicht werden.
In manchen Bundesländern wie Bayern gibt es zudem innerhalb der Hauptschule für Schüler mit guten Leistungen einen eigenen Mittlere-Reife-Zug (M-Zug). Unter gewissen Voraussetzungen kann auch mit dem Abschlusszeugnis der Berufsschule die Mittlere Reife erworben werden.
Eine Mittlere Reife gibt es übrigens schon seit fast 20 Jahren in Österreich, allerdings nur in der Steiermark. Diesen Abschluss erwirbt man am Ende der sechsjährigen Realschule, einer Sonderform der Hauptschule.
(APA)