Pädagogik

Lehrer in Finanzwissen fit machen

Die Finanzbildungscoaches der WU unterstützen Lehrende in Schulen bei der Vermittlung von Finanzwissen.
Die Finanzbildungscoaches der WU unterstützen Lehrende in Schulen bei der Vermittlung von Finanzwissen.WU Wien/Melek Zejnoski
  • Drucken

Finanzbildung soll in den Lehrplänen stärker in den Fokus rücken.Aber wie sieht es mit der einschlägigen Ausbildung der angehenden Lehrpersonen aus?

Digitalisierung, Konsumdruck, Inflation – gerade junge Menschen sind heutzutage mit weitreichenden Veränderungen konfrontiert und haben es schwer, ihre finanziellen Ziele zu erreichen. Die nationale Finanzbildungsstrategie sieht vor, ab 2023 Finanzbildung im Schulcurriculum fester zu verankern. Aber um der jungen Generation den Zugang zu einem fundierten hochwertigen Finanzbildungsangebot zu gewährleisten, müssen auch Lehrpersonen eine dementsprechende Ausbildung erhalten.

„Finanzbildung ist keine Raketenwissenschaft, sondern etwas, was wir alle lernen und lehren können“, sagt Goran Maric, CEO des Unternehmens Three Coins, das Finanzbildungsprojekte entwickelt und umsetzt. Die Aufgabe der Lehrpersonen sei es, die junge Generation auf ein selbstbestimmtes Geldleben vorzubereiten. Und das möglichst nah und alltagstauglich. Themen, die aus Marics Perspektive grundlegend sind, wie ein tiefer gehendes Verständnis von Konsum und Werbung, Sensibilisierung für virtuelle und analoge Geldfallen oder ein realistisches Bild von Lebenshaltungskosten. Hinzu kommen praktische Themen: das Nachdenken über das eigene Ausgabeverhalten, das Setzen von Sparzielen, den Aufbau eines „Regentagetopfes“ und langfristig der Blick auf die Altersvorsorge.

Unis: Mehr ECTS für Wirtschaft

Während ein neuer Lehrplan für das Fach Geografie und wirtschaftliche Bildung (derzeit: Geografie und Wirtschaftskunde) mit dem Schuljahr 2023/2024 in der Mittelschule und AHS-Unterstufe in Kraft treten soll, wurde die Lehramtsausbildung laufend aktualisiert. „Da hat sich in den letzten zehn bis 15 Jahren viel getan“, sagt Christiane Hintermann, Leiterin der Arbeitsgruppe Fachdidaktik am Institut für Geografie und Regionalforschung der Universität Wien. An allen österreichischen Universitätsstandorten sei der Anteil an ECTS-Punkten im Bereich der wirtschaftlichen Bildung stark angestiegen. Im Masterstudium an der Universität Wien liegt er mittlerweile im Verhältnis 50:50. Die Inhalte reichen von VWL und BWL über Geld- und Finanzwesen hin zu Geld- bzw. Währungspolitik. Dazu kommt Didaktik. Hintermann: „In der Vermittlung dieser wirtschaftlichen Inhalte ist es wichtig, von der Lebenswelt der Schüler auszugehen und nicht von theoretischen Konzepten. Die Lehrperson muss wissen, wie sich die derzeitige Inflation auf das Leben der jungen Menschen auswirkt, um sich mit ihnen darüber austauschen zu können.“

Noch mehr Praxiserfahrung im Bereich Finanzbildung ermöglicht eine neue Kooperation der Universität Wien mit der Nationalbank OeNB. Lehramtsstudierende können während ihrer Praxisphase an Workshops der OeNB mitwirken und so zusätzliche Kompetenzen im Bereich der finanziellen Bildung sammeln. Das Praktikum wird im Studium vollumfänglich im Ausmaß von neun ECTS-Punkten angerechnet. Die OeNB-Workshops werden zudem in Lehrveranstaltungen an der Uni reflektiert und weiterentwickelt. „Das ist ein cooles Projekt, weil die OeNB von den Studierenden profitiert und die Workshops auch an der Uni fachdidaktisch weiterentwickelt werden“, freut sich Hintermann.

Finanzcoaching an der WU

Die Möglichkeit, didaktisch aufbereitete Finanzbildungskonzepte direkt an Schulen umzusetzen, bietet auch das Wirtschaftspädagogikstudium an der WU. „Vom ersten Semester an ist Finanzbildung integraler Bestandteil des Studiums. Studierende, die sich besonders vertiefen wollen, können zudem eine Ausbildung zum Finanzbildungscoach absolvieren“, erklärt die Leiterin des Instituts für Wirtschaftspädagogik, Bettina Fuhrmann. Die Finanzbildungscoaches halten auf Anfrage von Lehrpersonen Workshops an deren Schulen und unterstützen sie dabei, die Finanzbildung der Schüler zu fördern. „Wichtig ist uns die Qualitätssicherung: Die Themen werden mit der Lehrperson abgestimmt, die Unterrichtsentwürfe von unserem Institut vor dem Einsatz geprüft.“

Die fertig ausgebildeten Finanzbildungscoaches können daher auch den fächerübergreifenden Unterricht unterstützen: „In vielen Unterrichtsgegenständen gibt es Anknüpfungspunkte zu Finanzbildungsthemen.“ Auch Maric sieht Finanzbildung als einen Bereich, der sich in etlichen Schulfächern über alle Schulstufen hinweg integrieren ließe. Wichtig sei, dass sich angehende Lehrkräfte mit ihrem eigenen Geldverhalten, ihren Werten, Wünschen und Ängsten auseinandersetzen. „Wer darüber reflektiert, kann Wissen und Kompetenzen wirkungsvoll weitergeben.“

Web: www.wu.ac.at/wipaed/uni-schule-ges/finanzbildungscoaches/

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.