Absurder Prozess: 2,5 Mio. Dollar für Maler, weil er Bild nicht gemalt hat

March 31, 2017 - Peter Doig The renowned Scottish artist brings together his no posters made for the
March 31, 2017 - Peter Doig The renowned Scottish artist brings together his no posters made for the(c) imago images/ZUMA Wire (imago stock&people)
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Ein Gefängnisaufseher hatte ein Bild gekauft und behauptet, dass es vom Maler Peter Doig sei. Er klagte den Künstler – doch dieser bewies, dass es nicht von ihm stammt.

Ein reichlich absurder Kunstprozess hat am Donnerstag sein Ende gefunden: Ein Richter im US-Bundesstaat Illinois sprach dem Maler Peter Doig 2,5 Millionen Dollar (ca. 2,3 Millionen Euro) Schadenersatz zu, weil dieser ein Bild nicht gemalt hat. Es ist bereits das zweite Urteil in dem skurrilen Fall, der sich seit mehr als einem Jahrzehnt hinzieht. Bereits 2016 hatte ein Richter Doig recht gegeben, doch der Kläger ging in Berufung.

Der Kläger ist der frühere Gefängnisaufseher Robert Fletcher aus Kanada. Er hat in den 1970er Jahren von einem Gefangenen ein Landschaftsgemälde für 100 Dollar gekauft, signiert mit „Pete Doige 76“. Jahre später hob die Karriere des schottischen Künstlers Peter Doig ab. 2021 wurde etwa sein Gemälde "Swamped" für 39,8 Millionen Dollar versteigert - ein Rekord für ihn.

Flechter behauptet, ein Bekannter habe das Gemälde an der Wand hängen gesehen und gemeint, dass es von einem berühmten Künstler stamme. Fletcher suchte sich Videos von Doig im Internet und fühlte sich an den Insassen von damals erinnert. Er versuchte, das Bild zu verkaufen – als eines, das von Doig stammt.

Doig war damals 17 Jahre alt

Doch dieser sagte, er sei nicht Urheber des Gemäldes, woraufhin Flechter und sein Kunsthändler ihn verklagten. In den Prozessen musste der Schotte beweisen, wo er war, als das Bild entstand. Er lebte zwar als junger Mann einige Zeit in Kanada, argumentierte Doig, aber 1976 war er 17 Jahre alt. Er sei noch nie im Gefängnis gewesen und auch noch nie in der Stadt Thunder Bay in der Provinz Ontario, wo sein Prozessgegner das Bild gekauft haben will. Zudem habe er erst viel später, als das Gemälde entstanden sein soll, angefangen, Leinwände zu benutzen.

Ähnlichkeiten zwischen dem Bild und Gemälden von Doig seien "purer Zufall", kommentierte nun auch der Richter. Es erinnert tatsächlich an viele andere Gemälde des schottischen Malers: Das Bild zeigt eine furchterregende, magische und weitgehend leere Landschaft, ein Wasserloch und abgestorbene Bäume.

Doig und seine Anwälte wollen den eigentlichen Urheber gefunden haben, einen Mann namens Peter Edward Doige, der auch malte und zeitweise in dem Gefängnis in Thunder Bay saß. Doige starb 2012, aber mehrere Zeugen, unter anderem seine Schwester, sind sich Gerichtsdokumenten zufolge sicher, dass das Bild von ihm stammt.

Das Geld geht an Gefängnis-Maler

Der Künstler selbst weiß dem „Guardian“ zufolge schon, was er mit dem nun erstrittenen Geld anfangen will: Er will es an eine gemeinnützige Organisation spenden, die Menschen im Gefängnis ermöglicht zu malen.

(APA/dpa/Red.)

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