Leitartikel

Später in Pension gehen: Ist das denn gar so ein Tabubruch?

Senioren im Wiener Prater
Senioren im Wiener PraterDie Presse (Clemens Fabry)
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Arbeiten neben der Pension soll attraktiver werden, und warum auch nicht. Aber was spricht dagegen, den Pensionsantritt freiwillig hinauszuschieben?

Der Fachkräftemangel. Und die Babyboomer, die – soweit sie überhaupt noch arbeiten – demnächst alle in Pension gehen und damit die Misere noch schlimmer machen. Das Thema ist allgegenwärtig. Weiterarbeiten in der Pension soll deshalb attraktiver werden, dafür gibt es einige Ideen. Etwa, dass dann die Pensionsbeiträge wegfallen könnten, damit mehr Netto vom Brutto bleibt.

Und ja, darüber kann man durchaus nachdenken, warum auch nicht. Wobei sich schon die Frage stellt, warum nur diese Gruppe besonders fördern? Der Arbeitsmarkt braucht andere auch. Langzeitarbeitslose. Und Teilzeitkräfte, die gern mehr arbeiten würden, aber mangels Kinderbetreuungsplätzen nicht können. Wie unterstützt man sie? Ein gänzliches Wegfallen der Pensionsbeiträge würde zudem auch bedeuten, dass der Zuverdienst die Pension nicht mehr erhöhen würde. Wer davon auch irgendwann später noch profitieren möchte, wäre damit also gar nicht so gut bedient, dafür brauchte es andere Lösungen. Es sei denn, man spart die dazuverdienten Euro konsequent und legt sie so an, dass die Inflation sie nicht auffrisst. Realistisch? Na ja.

Und es gibt ja auch die andere Variante, die jedoch erstaunlich wenig propagiert wird: den Pensionsantritt auf freiwilliger Basis über das gesetzliche Antrittsalter hinauszuschieben. Dafür haben wir sogar bereits ein Anreizsystem. Und ja, dieses müsste dringend adaptiert werden, damit es auch in Zeiten hoher Inflation funktioniert. Dafür jetzt erst einmal alle Hebel in Bewegung zu setzen würde sich für alle Beteiligten auszahlen. Für jene, die länger arbeiten wollen – oder müssen, weil ihre Pension schlicht nicht reicht. Für ihre Arbeitgeber. Für den Arbeitsmarkt. Und fürs Pensionssystem. Denn wer diese Variante wählt, nimmt von dort vorerst noch keine Leistungen in Anspruch.

Klar, dafür steigen dann aber die künftigen Pensionsansprüche kräftig. Zumindest in normalen Zeiten ohne Rekordinflation bringt das einen lebenslangen Vorteil. Und das ist gut so, das kann nicht ernsthaft ein Grund sein, es lieber nicht zu sehr zu pushen. Genauso wenig, wie es ein Argument gegen Bestrebungen zur Angleichung des tatsächlichen Pensionsalters an das gesetzliche sein kann, dass jenen, die so lang arbeiten, dann mehr Pension zusteht. Nebenbei bemerkt zahlt man dafür ja auch mehr Steuern.

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