Die Kosten der Geldpolitik landen nun in den Bilanzen der Zentralbanken, sagt OeNB-Gouverneur Robert Holzmann. Dividenden für den Finanzminister wird es nun für längere Zeit nicht geben, so OeNB-Direktor Thomas Steiner.
Die Presse: Im Dezember lag die Inflation im Euroraum mit 9,2 Prozent erstmals seit einigen Monaten wieder im einstelligen Bereich. Ist der Höhepunkt der Inflationswelle bereits überschritten?
Robert Holzmann: Der Rückgang dieser Hauptinflation ist durch sinkende Energiepreise verursacht. Ob die Inflation schon überwunden ist, zeigt sich in der Kerninflation, in der variable Bestandteile wie Energie- oder Nahrungsmittel herausgerechnet sind. Und hier hat es noch keinen Rückgang gegeben. Daher bin ich in dieser Frage etwas vorsichtig. Bei sinkenden Energiepreisen könnte es sogar dazu kommen, dass die Hauptinflation zeitweise unter der Kerninflation liegt.
Die EZB hat bei den Zinsen deutlich gedreht und innerhalb von nur vier Schritten die Zinsen von null auf 2,5 Prozent angehoben. Wie lang wird es dieses Tempo geben?
Holzmann: EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat dies ja schon angedeutet, und das ist auch die gemeinsame Haltung im EZB-Rat. Wir haben den jüngsten Zinsschritt von 0,75 auf 0,5 reduziert. Allerdings unter der Annahme, dass wir diesen Wert einige Zeit halten werden. Meine Vorstellung dabei ist, dass es diesen Schritt nun mehrmals gibt, zumindest im ersten Halbjahr dieses Jahres. Wir sind zwar bereits fast im sogenannten neutralen Bereich. Aber wenn die Kerninflation nicht eindeutig hinuntergeht, sind wir gezwungen, auch in den restriktiven Bereich hineinzugehen.
Es könnte also sogar Zinserhöhungen geben, obwohl die Hauptinflation deutlich gesunken ist, weil die Kerninflation immer noch zu hoch ist?