Beim öffentlichen Sprechen geht es nicht mehr nur um Informationsweitergabe, es ist Teil einer Inszenierung.
Alltag eines Stotterers

Und dann stolpere ich über ein einfaches Wort...

Ich würde manchmal gern wirklich dieses eine Wort sagen und nicht ein anderes, das gerade leichter geht. Das ist der Alltag. Diese Art von Alltag betrifft je nach Statistik ungefähr zwei Prozent der Weltbevölkerung.

Olli lacht. Olli ist ein Junge von elf Jahren in meiner Klasse. Wir sitzen im Kreis auf dem kalten Boden der Turnhalle. Es ist die erste Sportstunde des Schuljahres, fünfte Klasse, Gymnasium, ich kenne fast niemanden. Vorstellungsrunde. Die Stimmen der Kinder werden von den hohen Wänden der großen Halle zurückgeworfen. Alle sagen ihren Namen. Leonard. Gabriel. Bekir. Johannes. Zwischen den Namen ist es immer kurz still, und zwei Dutzend Augenpaare schauen zum nächsten in der Reihe. Als ich dran bin, sage ich „Ssssssimon“. Olli lacht.

Stellen Sie sich vor, Sie wollen morgens das Badezimmer betreten, die Tür ist offen, zwischen dem Boden des Flurs und dem des Badezimmers ist nur eine schmale Leiste. Sie sind über diese Schwelle schon unzählige Male gegangen, jeden Morgen, mehrmals am Tag und abends, jetzt geht es nicht. Wie „es geht nicht“? Machen Sie doch einfach den Schritt, da ist kein Hindernis. Aber es geht nicht, in Ihnen verkrampft sich alles, Sie spüren einen Druck auf der Brust, Sie spannen die Beine an – es geht einfach nicht. Sie wenden sich um und gehen stattdessen in die danebenliegende Gästetoilette. Das geht ohne Probleme.

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