Interview

Kay Voges: „Ich bin nicht hier, um geliebt zu werden“ 

„Zumutung kann sich lohnen“, das weiß der Intendant des Wiener Volkstheaters aus Erfahrung.
„Zumutung kann sich lohnen“, das weiß der Intendant des Wiener Volkstheaters aus Erfahrung.(c) Die Presse/Clemens Fabry
  • Drucken

Die Vorwürfe gegen Schauspieler Florian Teichtmeister erschüttern Kay Voges „zutiefst“. Wie er sich an Martin Kušejs Stelle verhalten hätte, dazu will er nichts sagen. Der Direktor des Volkstheaters beschreibt sich als „ruhelosen Kerl“ , der immer wissen will: „Was gibt es noch?“ Mehr Neugier wünscht er sich auch von seinen Kritikern. „Dilettantische Kritiken“ ärgern ihn.

Der Fall Teichtmeister dominiert seit zwei Wochen die Schlagzeilen. Ob sich die Direktion des Burgtheaters richtig verhalten oder viel zu spät reagiert hat, wird heftig diskutiert. Wie würden Sie handeln, wenn Sie von derartigen Vorwürfen gegen einen Schauspieler Ihres Hauses erfahren würden?

Kay Voges: Die Causa erschüttert mich zutiefst. Ich will das in diesem Rahmen aber nicht eingehend kommentieren. Ich vertraue auf unsere rechtsstaatlichen Institutionen und Prozesse.

Okay, Sie wollen dazu nichts sagen, wenngleich ich annehme, dass Sie und andere Theaterdirektoren sich diese Frage nun gestellt haben. Dann zu anderem: Wann wussten Sie, dass Sie nicht „nur“ Regisseur, sondern auch Intendant sein wollen?

Die Idee kam mir, nachdem ich am Theater Oberhausen meine ersten Inszenierungen gemacht hatte. „So, jetzt bin ich fertig, ich kündige, gehe nach Hollywood und werde Filmregisseur“, dachte ich. „Hast du denn dort schon einen Job?“, fragte mich der Intendant. „Nein, noch nicht.“ „Dann bleib doch noch hier, bis du einen hast“, schlug er vor. Das tat ich. In dieser Zeit arbeitete ich immer mit denselben Schauspielern und entwickelte mich mit ihnen weiter. Später, als freier Regisseur, merkte ich, dass die Inszenierungen immer am besten gelangen, wenn ich mit meiner Truppe arbeitete oder an Häusern, an denen ich bereits zum zweiten oder dritten Mal war, denn da hatte man eine gemeinsame Sprache gefunden. Ich begann, mich nach einem Ensemble zu sehnen, mit dem ich kontinuierlich arbeiten konnte, und nicht immer aufs Neue grundlegende Fragen wie „Was wollen wir eigentlich für ein Theater machen?“ diskutieren muss. Darum habe ich mich in Dortmund um die Intendanz beworben. Dass damit so viel an Bürokratie und an politischen Auswirkungen einhergeht, das hatte ich damals nicht im Kopf. Da musste ich auch noch viel lernen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.