Art SG

Neustart für Kunstmesse in Singapur

Eine „Love“-Skulptur des amerikanischen Pop-Art-Künstlers Robert Indiana war ein Blickfang am Stand von Ben Brown Fine Arts auf der Kunstmesse Art SG in Singapur.
Eine „Love“-Skulptur des amerikanischen Pop-Art-Künstlers Robert Indiana war ein Blickfang am Stand von Ben Brown Fine Arts auf der Kunstmesse Art SG in Singapur.(c) Courtesy of Art SG
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Viermal verschoben, eröffnete letzte Woche endlich die Messe Art SG in Singapur. Aber kann in dem Stadtstaat, der keine etablierte Kunstszene hat, ein Kunstmarkt entstehen? Die Art Stage Singapore ist jedenfalls gescheitert.

Vor zehn Jahren galt Singapur als Hotspot des Kunstmarkts. Mit der Art Stage begann sich der kleine Stadtstaat als neuer Messestandort zu etablieren. Anders als die westlich dominierte Art Basel Hong Kong lebte die Art Stage Singapur von regionalen Galerien. Messegründer Lorenzo Rudolf verstand sein Projekt als Brücke zwischen den südostasiatischen Kulturen. Einige westliche Galerien wie Ursula Krinzinger aus Wien nahmen an der Messe teil. Andere wie Matthias Arndt eröffneten sogar eine Filiale in Singapur in dem ehemaligen Militärgebiet Gilman Barracks, das mit staatlichen Mitteln in ein Kulturareal verwandelt wurde.

Schwieriger Marktplatz. Wenige Jahre später endete der Traum. Die westlichen Galerien zogen sich zurück. Für sie funktionierte Singapur nicht als Marktplatz. 2019 endete auch Art Stage, da sich kaum noch Galerien angemeldet hatten. Jetzt startet Singapur einen zweiten Anlauf: Viermal verschoben, zuletzt wegen Corona, eröffnete letzte Woche die brandneue Art SG. Messebetreiber sind Sandy Angus von Angus Montgomery Arts, sein Co-Partner Magnus Renfrew und Art-Basel-Mutter MCH-Group, die eine Minderheitsbeteiligung hält. 164 Galerien aus 35 Ländern nahmen teil, darunter die Megagalerien Gagosian, Pace, David Zwirner, Ropac, aber auch die deutschen Galerien Konrad Fischer und Gisela Capitain. Die Werkauswahl an ihren Ständen zeugte von einer großen Unsicherheit, was genau denn auf diesem Markt eine Chance haben könne. So dominierte viel gefällige Malerei in allen Preisklassen. Verteilt über zwei Ebenen im Kongresszentrum gleich neben dem Marina Bay Hotel logierten im Untergeschoß die Westgalerien. Die regionalen Galerien bespielten ebenerdig weitaus kleinere Stände.

Das mag nach einem fatalen Ungleichgewicht klingen, erwies sich allerdings als perfekte Struktur. Anders als auf der Art Stage schlenderten jetzt nicht mehr blasierte Expats und wohlhabende Rentner durch die Gänge, auch kaum westliche Sammler, sondern vor allem junge Menschen aus der Region. Gerade für sie funktionierten die oft farbenfrohen Werke asiatischer Künstler als niederschwelliger Eintritt. Aber wird das Konzept aufgehen, hier einen auch für teure Westkunst offenen Kunstmarkt aufzubauen? Vor zehn Jahren hofften die Galerien auf kauffreudige Finanzunternehmen und Hotels. Ein Irrglaube. Kaufen jetzt die Jungen, die mit IT gut verdienen? Oder die überraschend hohe Zahl chinesischer Familienstiftungen und Kleinunternehmer, die in den letzten Monaten nach Singapur übersiedelten und sich hier registrieren lassen? „Singapur Washing“ wird das genannt: „Sobald ein Unternehmen hier eingetragen ist, erhöht es juristisch gesehen enorm das Vertrauen“, erklärte ein Insider die Situation. Noch ist die lokale Kunstszene sehr klein. Es gibt zwar mehrere Museen, einige Galerien und seit 2006 die Singapur Biennale. Letztere scheint 2022 gänzlich konzeptbefreit und ohne Titel. Stattdessen trägt sie den Namen „Natasha“ und versammelt rund 100 Werke von 50 Künstlern in den umfunktionierten Lagerräumen des ehemaligen Hafens in einem losen Parcours (bis 19. März). Bisher ist das Publikum für solche Veranstaltungen überschaubar und eine Kaufkundschaft so minimal, dass die wenigen Künstler in Singapur kaum von ihrer Kunst leben können.

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