Wort der Woche

Pflanzenproduktion

Der Klimawandel verändert auch die Pflanzenproduktion: Neben Hitze und Trockenheit machen insbesondere neue Schadinsekten und Unkräuter den Bauern das Leben schwer.

Dass sich die Lebensmittelproduktion in Österreich rasant verändert, kann man auch als aufmerksamer Konsument bemerken. Wenn es etwa Reis aus dem Seewinkel zu kaufen gibt. Oder Kiwi, Feigen und Artischocken aus Niederösterreich und Wien. Oder Granatäpfel aus der Steiermark. Oder Oliven vom Neusiedler See. Oder Erdnüsse aus Tirol. Der Klimawandel macht vieles möglich.

Die veränderten Temperaturen und Niederschläge machen aber natürlich auch Probleme. So dürfte z. B. die Geflügelpest, die in Mitteleuropa gerade einen verheerenden Ausbruch erlebt (für uns Menschen aber Gott sei Dank ungefährlich ist), durch das veränderte Zugverhalten von Wildvögeln begünstigt werden, mutmaßt man bei der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages).

Definitiv eine große Rolle spielt der Klimawandel beim Leben in Agrarlandschaften – zusätzlich zu Veränderungen der Landnutzung und der Düngung. So zeigt eine brandneue Studie von Thomas Zuna-Kratky zu ausgewählten Insekten-Gruppen (etwa Heuschrecken, Hummeln oder Tagfaltern), dass zwar die Zahl der Arten in den vergangenen Jahrzehnten recht stabil geblieben ist, dass sich aber das Artenspektrum verschoben hat: Ein Viertel der untersuchten Arten – typischerweise hoch spezialisierte und kältere Klimate bevorzugende Insekten – verschwand und wurde durch anpassungsfähigere und wärmeliebende Arten ersetzt. Dass sich darunter auch so mancher neue Schädling befindet, braucht nicht extra betont zu werden.

Ähnliches wird von Ackerunkräutern berichtet: Im Projekt „AgriWeedClim“ (koordiniert vom Wissenschafter des Jahres 2022, Franz Essl) wird derzeit eine große Datenbank zur Verbreitung von Wildpflanzen aufgebaut, die die landwirtschaftliche Produktion beeinträchtigen. Viele Beobachtungen reichen ein Jahrhundert zurück, somit lassen sich längerfristige Trends nachweisen: Rückläufig sind demnach sogenannte Archäophyten, das sind Pflanzen, die vor Jahrtausenden gemeinsam mit unseren Kulturpflanzen nach Europa kamen. Stark steigende Tendenz haben hingegen Neophyten, die erst in den vergangenen Jahrzehnten aus wärmeren Gefilden eingeschleppt wurden. Aktuell zählen laut Ages insbesondere Ragweed (Ambrosia), Aleppo-Hirse, Erdmandelgras, Stechapfel und Staudenknöterich zu den schlimmsten „Problembären“ auf unseren Äckern, die man nur mit großem Aufwand halbwegs in Schach halten kann.

Der Autor leitete das Forschungsressort der „Presse“ und ist Wissenschaftskommunikator am AIT.

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diepresse.com/wortderwoche

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.01.2023)

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