Am Herd

Warum sollten die Jungen auf uns hören? Wir haben es verbockt

Zuerst sind die Jungen auf die Straße gegangen, jeden Freitag, und meine Generation fand das blöd. Sollen sie etwas lernen! Jetzt kleben sie sich fest und wir sagen: Sollen sie doch demonstrieren!

Als ich jung war, glaubte ich an den Weltfrieden. An Waffen glaubte ich nicht. Dass die Regierung Geld für Draken ausgab, statt sie in die Bildung zu stecken oder in die Bekämpfung von Armut, fand ich ganz ungeheuerlich, ich verteilte Flugzettel, ging auf die Straße und einmal versteckte ich mich bei Morgengrauen mit anderen im Wäldchen neben dem Militärflughafen Graz-Thalerhof und stürmte die Rollbahn. Man hat uns da weggeführt, sehr höflich übrigens, und die einzige Konsequenz für mich war eine harmlose Verwaltungsstrafe – ich hatte im Widerstands-Camp übernachtet und dabei das Meldegesetz übertreten.

Ich war naiv.

Ich wurde erwachsen. Ich machte den Führerschein, hatte einen Job, ich zahlte Steuern, kaufte meine erste Küche, ich bekam ein Kind, ich heiratete, bekam noch ein Kind, holte eine Katze ins Haus – was man halt so tut, und das Demonstrieren überließ ich den anderen, ich war schließlich beschäftigt. Ich wählte, wenn es etwas zu wählen gab, und machte mir ansonsten nicht allzu viele Sorgen, irgendwie schien die Welt auf einem ganz guten Weg zu sein, auch ohne dass ich irgendetwas stürmte.

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