Gespräch

„Pädophilie kann nicht ausgelöscht werden“

Als es diesen oder einen ganz ähnlichen Pyjama trug, wurde ein Kind missbraucht. Das Bild stammt aus der Ausstellung „Was hattest du an“ über sexualisierte Gewalt und falsche Opferschuld, die im Herbst 2022 in Flensburg gezeigt wurde. Aktuell ist die Ausstellung in Hamburg zu sehen.
Als es diesen oder einen ganz ähnlichen Pyjama trug, wurde ein Kind missbraucht. Das Bild stammt aus der Ausstellung „Was hattest du an“ über sexualisierte Gewalt und falsche Opferschuld, die im Herbst 2022 in Flensburg gezeigt wurde. Aktuell ist die Ausstellung in Hamburg zu sehen.(c) IMAGO/Willi Schewski (IMAGO/Willi Schewski)
  • Drucken

Wie geht man mit Pädophilen und Pädosexuellen um? Kann man sie therapieren, sodass sie keine Gefahr sind? Die Psychiaterin und Gutachterin Gabriele Wörgötter im Gespräch über Ursachen, viele Wiederholungstäter und ihre ernüchternden Erkenntnisse.

Es ist jene Neigung, Störung, die verachtet wird wie keine andere. Die Taten, die deshalb begangen werden, zählen zum Abscheulichsten, das Menschen tun können – das wurde in den vergangenen Tagen mehr als deutlich: seit anlässlich des Falls von Schauspieler Florian Teichtmeister über Online-Kindesmissbrauch, über Pädophilie und Pädosexualität diskutiert wird.

Dabei ist Pädophilie erschreckend weitverbreitet. Laut aktueller Forschung hat zumindest ein Prozent aller Männer pädophile Gedanken. Auch wenn bei Weitem nicht jeder zum Täter wird. Einer von hundert Männern – ob man es wahrhaben will oder nicht, es ist wohl jede und jeder irgendwann einmal mit jemandem mit pädophilen Neigungen konfrontiert: unter Bekannten, Nachbarn, Betreuungspersonen der Kinder? Wer sind diese Männer, die es betrifft? Woher kommt die Störung, kann man sie therapieren?

Die Psychiaterin und Therapeutin Gabriele Wörgötter kennt diese Täter, ihre Abgründe und Taten wie wenige andere. Als Gerichtsgutachterin hat sie mit vielen pädosexuellen Tätern gearbeitet. Ihre Erkenntnisse sind ernüchternd. Denn, „harmlose“ Täter, die, die „nur schauen“, sich in die Anonymität des Internets zurückziehen (und deshalb ihre Taten bagatellisieren, meinen, sie würden selbst nicht missbrauchen), gibt es nicht, sie sind nicht harmlos. Das Strafrecht unterscheidet freilich, ob jemand Missbrauchsdarstellungen online „konsumiert“ oder „Hands-on“-Delikte begeht. Experten werten aber auch das Betrachten missbrauchter Kinder als Missbrauchshandlung. Verschiedene Typen von Tätern gebe es nicht.

Mehr erfahren

Kindesmissbrauch

„Wenig Gehör für Stimme des Kinderschutzes“

Ein bis zwei Kinder pro Schulklasse sind wohl von Missbrauch betroffen. Wie man die epidemischen Ausmaße sexueller Gewalt verringern und Betroffenen helfen kann.
Der Fall von Florian Teichtmeister (Bild) hat das Thema sexuelle Missbrauchsdarstellungen von Minderjährigen im Netz wieder in den Fokus gerückt.
Online-Missbrauch

Fahnder: „Hinter jedem Foto steht ein Kind“

Jürgen Ungerböck ist seit 15 Jahren Pädophilen auf der Spur. Eines der jüngsten Opfer in Österreich war gerade einmal sechs Monate alt.
Barbara Schloßbauer in den Räumlichkeiten von "Stopline".
Interview

Auch ein Babyfoto kann bei Pädophilen landen

Barbara Schloßbauer von der Meldestelle Stopline über die Gefahr, dass die Fotos der eigenen Kinder in einschlägige Foren gelangen.
Wer mit Kindern arbeitet, soll genau definieren, wie sie geschützt werden, so eine zentrale Forderung. Wien setzt das nun um.
Gewaltschutz

Kinder schützen! Aber wie?

Wie kann man Kinder besser vor Gewalt und sexuellen Übergriffen schützen? Forderungen liegen längst auf dem Tisch, bundesweite Regelungen lassen aber auf sich warten. Die plakativen Lösungen sehen Expertinnen kritisch.
Angesichts der Causa Teichtmeister appelliert die grüne Frauensprecherin: "Glaubt den Opfern".
Frauenpolitik

Grüne Frauensprecherin Disoski: "Wir werden die ÖVP an ihren Taten messen"

Das erhöhte Budget für Gewaltschutz sehen die Grünen als ihren Verdienst. Dass sich ÖVP-Landeshauptleute aktuell dem Ausbau der Kinderbetreuung verschreiben, freut auch deren Frauensprecherin, Meri Disoski. Allerdings: „Man wird sehen, ob das ein Wahlkampfgag ist.“

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.