Wie geht man mit Pädophilen und Pädosexuellen um? Kann man sie therapieren, sodass sie keine Gefahr sind? Die Psychiaterin und Gutachterin Gabriele Wörgötter im Gespräch über Ursachen, viele Wiederholungstäter und ihre ernüchternden Erkenntnisse.
Es ist jene Neigung, Störung, die verachtet wird wie keine andere. Die Taten, die deshalb begangen werden, zählen zum Abscheulichsten, das Menschen tun können – das wurde in den vergangenen Tagen mehr als deutlich: seit anlässlich des Falls von Schauspieler Florian Teichtmeister über Online-Kindesmissbrauch, über Pädophilie und Pädosexualität diskutiert wird.
Dabei ist Pädophilie erschreckend weitverbreitet. Laut aktueller Forschung hat zumindest ein Prozent aller Männer pädophile Gedanken. Auch wenn bei Weitem nicht jeder zum Täter wird. Einer von hundert Männern – ob man es wahrhaben will oder nicht, es ist wohl jede und jeder irgendwann einmal mit jemandem mit pädophilen Neigungen konfrontiert: unter Bekannten, Nachbarn, Betreuungspersonen der Kinder? Wer sind diese Männer, die es betrifft? Woher kommt die Störung, kann man sie therapieren?
Die Psychiaterin und Therapeutin Gabriele Wörgötter kennt diese Täter, ihre Abgründe und Taten wie wenige andere. Als Gerichtsgutachterin hat sie mit vielen pädosexuellen Tätern gearbeitet. Ihre Erkenntnisse sind ernüchternd. Denn, „harmlose“ Täter, die, die „nur schauen“, sich in die Anonymität des Internets zurückziehen (und deshalb ihre Taten bagatellisieren, meinen, sie würden selbst nicht missbrauchen), gibt es nicht, sie sind nicht harmlos. Das Strafrecht unterscheidet freilich, ob jemand Missbrauchsdarstellungen online „konsumiert“ oder „Hands-on“-Delikte begeht. Experten werten aber auch das Betrachten missbrauchter Kinder als Missbrauchshandlung. Verschiedene Typen von Tätern gebe es nicht.