„Die Eingeborenen von Maria Blut“ im Akademietheater: Das hätte ein grandioser Abend werden können.
Manchmal fehlt nicht viel. Fast gar nichts. Dann ärgert man sich umso mehr, was vielleicht ungerecht ist, immerhin sind selbst die Schwächen dieser Inszenierung interessanter als die selbstgenügsame Durchschnittlichkeit vieler Theaterabende. Und schließlich gibt es ja auch noch die Stärken! Sie sind nicht zu übersehen, sie überwältigen uns ab dem Zeitpunkt, da sich der tiefschwarze Latex- Vorhang teilt und den Blick freigibt auf eine Bühne, die von einer riesenhaften Madonnen-Statue dominiert wird: Heiligenschein und Schutzmantel mit gotischem Faltenwurf inklusive, man fühlt sich sogleich in ein Kirchlein auf dem Lande versetzt. Dazu klingt verzerrtes Gotteslob.
Wir sind in der fiktiven Gemeinde Maria Blut. Das österreichische Lourdes, so nennt die Autorin Maria Lazar in ihrem 1935 fertiggestellten Roman diesen Ort. Wer immer ein Wehwehchen hat oder ein großes Weh, pilgert dorthin, legt ein Fingerchen, ein Herzelein aus Wachs ab und erbittet den Segen der Gottesmutter. Die freilich Konkurrenz bekommen hat: Da gibt es den örtlichen Quacksalber und „Wunderheiler“. Und einen aus Wien zugezogenen Arzt, Doktor Lohmann.