Aktenaffäre

Ermittler stellen weitere Geheimdokumente im Haus von US-Präsident Biden sicher

Der Präsident gibt sich gelassen - doch die Enthüllungen sind politisch heikel.
Der Präsident gibt sich gelassen - doch die Enthüllungen sind politisch heikel.APA/AFP/MANDEL NGAN
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Joe Bidens Aktenaffäre weitet sich aus: Das US-Justizministerium beschlagnahmte in seinem Haus in Wilmington unter anderem sechs als Verschlusssache markierte Dokumente. Zugleich dürfte Biden seinen ranghöchsten Mitarbeiter und einen langjährigen Vertrauten verlieren.

Keine erfreulichen Nachrichten für Joe Biden: Am Wochenende war bekannt geworden, dass sei Stabschef nach zwei Jahren im Amt aufhören dürfte. Ron Klain galt als langjähriger Vertrauter Bidens - er hatte ihn bereits zu Beginn seiner Zeit als Vizepräsident unter Barack Obama beraten und arbeitete schon für die Demokraten, als Biden noch im Senat saß. Nach Angaben der „New York Times“ werde er sein Amt „in den kommenden Wochen“ abgeben.

Die Biden-Regierung steht derzeit unter anderem wegen ihrer Informationspolitik zum Auftauchen von Geheimdokumenten in privaten Räumen Bidens in der Kritik. Auf der Suche nach Regierungsunterlagen sind Ermittler in privaten Räumen von US-Präsident Joe Biden nun auf weitere Geheimdokumente gestoßen. Das US-Justizministerium beschlagnahmte in Bidens Haus in Wilmington im Bundesstaat Delaware unter anderem sechs Dokumente mit vertraulicher Kennzeichnung, wie Bidens Anwalt Bob Bauer am Samstag mitteilte. Ein Teil davon stamme aus Bidens Zeit als Vizepräsident, ein anderer aus seiner Zeit als Abgeordneter im Senat.

Die knapp 13-stündige Durchsuchung sei bereits am Freitag erfolgt und habe "alle Arbeits-, Wohn- und Lagerräume" des Hauses umfasst. Das Weiße Haus bemüht sich um Schadensbegrenzung, nachdem es wegen seiner Informationspolitik zuletzt in massive Kritik geraten war. Denn in den den vergangenen Wochen waren mehrfach vertrauliche Unterlagen in privaten Räumen Bidens aufgetaucht - in Delaware und Washington. Von einigen der Funden erfuhr die Öffentlichkeit erst, als Medien darüber berichteten. Justizminister Merrick Garland beauftragte einen Sonderermittler damit, die Vorfälle zu untersuchen.

Biden will mit Ermittlern kooperieren

Bidens Anwalt betonte nun, die Ermittler hätten bei der Durchsuchung am Freitag "uneingeschränkten Zugang" zum Haus erhalten. Dabei seien allerlei Dokumente wie handschriftliche Notizen, Akten, Ordner, Erinnerungsstücke, Aufgabenlisten und Zeitpläne, die teils Jahrzehnte zurückreichten, zur Verfügung gestellt worden. Biden selbst hatte am Donnerstag klar gemacht, dass er "voll und ganz" mit dem Justizministerium kooperiere. "Ich denke, ihr werdet sehen, dass es da nichts gibt", sagte er auf die Nachfragen von Reportern bei einem Termin in Kalifornien.

Für den Präsidenten sind die Enthüllungen politisch höchst heikel - denn es ist nicht erlaubt, vertrauliche Regierungsunterlagen nach dem Ausscheiden aus einem Amt privat zu lagern. Dafür ist in den USA das Nationalarchiv zuständig.

Die erste Tranche an vertraulichen Regierungsunterlagen war am 2. November entdeckt worden - kurz vor den Kongresswahlen in den USA. Das Weiße Haus betont, Bidens Anwälte hätten damals umgehend das Nationalarchiv informiert. Die Öffentlichkeit erfuhr aber erst im Jänner davon, als der Sender CBS darüber berichtete. Als Reaktion auf die erste Entdeckung suchten Bidens Mitarbeiter dann auch an anderen Orten.

Entwicklungen erinnern an Trump

Der Dokumentenfund hat für Biden auch deshalb eine große Brisanz, weil der frühere republikanische Präsident Donald Trump mit einem ähnlichen Fall im Sommer für einen Skandal gesorgt hatte: Trump bewahrte nach seinem Auszug aus dem Weißen Haus in großem Umfang vertrauliche Regierungsunterlagen in seinem privaten Anwesen in Florida auf. Das FBI durchsuchte das Anwesen im August und beschlagnahmte diverse Verschlusssachen. Biden kritisierte Trumps Umgang mit den Dokumenten damals.

In Trumps Fall hatte Garland ebenfalls einen unabhängigen Sonderermittler für die politisch delikaten Nachforschungen eingesetzt - vor allem auch deshalb, weil Trump eine erneute Präsidentschaftsbewerbung verkündet hat und die Ermittlungen gegen ihn als politisch motiviert kritisiert. Auch Biden hat bisher immer wieder die allgemeine Absicht erklärt, bei der Präsidentenwahl 2024 erneut anzutreten. Eine endgültige Entscheidung hat er noch nicht öffentlich gemacht.

Trump reagierte am Samstag mit Schadenfreude. Auf seiner Online-Plattform "Truth Social" schrieb er an Biden und sein Team gerichtet: "Sie haben sich dieses Dokumentenchaos selbst eingebrockt, indem sie sich so sehr auf mich eingeschossen haben - dabei habe ich nichts Falsches getan."

(APA/dpa/Red. )

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