Klassik im Kino

Igor Levit im Filmporträt: Arbeit an der Besessenheit

Igor Levit „No Fear“
Igor Levit „No Fear“
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„No Fear“ lautet der Titel eines erstaunlichen Streifens über einen Pianisten, der erklärt, Beethoven hätte Musik „ohne Angst“ komponiert. Da weiß er noch nicht, dass er sich demnächst durch einzigartige Livestreams während des Lockdowns selbst die Angst nehmen wird.

Zuletzt sitzt er inmitten eines Geländes, in dem Umweltschützer gerade wütend gegen die Abholzung protestieren. Man hat ihm ein Pianino aufgestellt, und er spielt darauf. So ungefähr hat man sich das vorgestellt: Igor Levit, der politische Künstler. Plakativer könnte man ihn nicht inszenieren. Aber: Das ist nicht der Anfang, sondern das Finale des neuen Dokumentarfilms der deutschen Regisseurin Regina Schilling über den deutschen Pianisten – und als solches wirkt das Bild gar nicht platt. Es hat sich vielmehr logisch aus dem Vorangegangenen entwickelt. Irgendwie ist man da mit Igor Levit reingestolpert in eine Situation, mit der man kaum fertig werden kann. Jedenfalls kennt man keine bewährten Verhaltensmuster.

Igor Levit reagiert auf seine Weise. Er tut das, was er immer tut, wenn er nicht weiterweiß – und wenn er weiterweiß, erst recht: Er spielt Klavier. Das ändert nun im Fall einer Protestaktion gegen einen Kraftwerksbau nicht viel. Aber es ist ein Zeichen, das von vielen wahrgenommen wird. Das ist ja schon einmal etwas. Immerhin hat sich Levits Publikum in den vergangenen drei verrückten Pandemiejahren in einer Weise multipliziert, wie sich das niemand hätte erträumen lassen – am wenigsten er selbst.

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