Architektur

Firmensitze als Schauplätze der Designgeschichte

Möbelunternehmen und Designlabels darf man eines unterstellen: gestalterische Kompetenz. Und das demonstrieren manche schon deutlich an ihren Firmenzentralen.

(c) jeppe sørensen

Wenn sie Produkte verkaufen, haben die Designunternehmen implizit noch eines im Angebot: den ästhetischen Anspruch, den sie vertreten. Und gerade diesen versuchen manche Labels gleich von Anfang an klarzumachen. Nämlich dort, wo räumlich und örtlich alles beginnt. Dort, wo die Ideen zusammenlaufen, die Projekte zünden, die Produkte Gestalt annehmen: in den Unternehmenszen­tralen. Und nehmen sich vor, viel mehr zu sein als nur Büro und Produktionsstätte. Ausdruck wollen sie sein eigener Gestaltungskultur. Sie äußert sich im Inneren, in den Räumen. Und sie hat die Architektur längst auch im Äußeren verinnerlicht, an den Fassaden. Eine architektonisch-ästhetische Prophezeiung für all die Dinge, die am Standort entstehen und die später in Katalogen, auf Instagram und auf Messen als „schön“ und begehrenswert gelten. Das Headquarter ist das erste Gesicht, das ein Unternehmen zeigen kann. Und alles, was dort entsteht, sind nur weitere Facetten derselben Haltung. Dazu gehört für viele auch, Design als kulturelles Genre zu begreifen. Kein Wunder, dass Kunst und Baukunst dabei gern überblenden dürfen. Wie etwa auch auf dem Campus von Vitra in Weil am Rhein. Dort haben kreative Kaliber wie Tandao Ando, Frank Gehry oder Zaha Hadid das Gelände bestückt, das längst zu einem Freilichtmuseum der Gegenwartsarchitektur geraten ist.

Ensemble

Auch Molteni&C lässt an seinem Standort in Giussano, nördlich von Mailand, kulturelle Satelliten um seine Produktionshallen kreisen. Ein Verbund von Bauten unterschiedlichster Funktionen hat sich dort architektonisch im Layout des Firmengeländes eingeschrieben – entlang der Unternehmensgeschichte. Auch ein Museum gehört dort zum Ensemble, 2021 ist es in einem Glaswürfel untergekommen, den Ron Gilad entworfen hat. In ihm zeigen die Produktentwürfe großer Architekten wie etwa Aldo Rossi dasselbe ästhetische Selbstverständnis, das auch die Architektur der Gebäude nach außen trägt. Erst im letzten Jahr sind 1400 Quadratmeter zu den vorhandenen Showroom-, Büro- und Verwaltungsflächen sowie Produktionshallen dazugekommen – der Molteni „Pavilion“. Der Creative Director der Marke, Vincent van Duysen, hat ihn entworfen und stilistisch feinfühlig integriert in das bestehende Ensemble. Manche seiner Teile datieren zurück bis in die 1950er-Jahre. Eine Ära, die stilistisch vor allem über Fassaden und Stiegenhäuser in die Gegenwart blitzt.

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