Fashion Week Berlin

Berlin Fashion Week: Promis, Proteste und Neuzugänge

Designs von Litkovskaya, LML Studio und Namilia (v.l.n.r.).
Designs von Litkovskaya, LML Studio und Namilia (v.l.n.r.).beigestellt
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Während der Modetage in Berlin stieß man auf viel Bewährtes: Urbanen Untergrund, politischen Aktivismus und kreatives Chaos. Hauptsponsor Mercedes-Benz hatte sich verabschiedet, die Premium-Messe feierte ihr 20-jähriges Bestehen.

Zweimal jährlich versucht sich Berlin darin, auch Modehauptstadt zu sein: Bei der Berliner Fashion Week. Die vom 15. bis zum 21. Jänner über die Bühne gegangene Modewoche reicht zwar noch immer nicht an die Relevanz der Schauen in Paris, New York oder Mailand heran, doch auch Berlin setzt mittlerweile Maßstäbe: Denn Mode, Design und politischer Aktivismus gehören in Berlin einfach zusammen. Dass man zwischendurch beinahe den Rang der deutschen Modehauptstadt an Frankfurt abtreten hätte müssen, war vielen vielleicht schon wieder entfallen.

Auf das identitätsstiftende Moment des Exzentrischen einigte man sich ohnehin gern. Schließlich war schon im Vorfeld klar, dass sich die Veranstaltung nach dem Ausscheiden des ehemaligen Hauptsponsors Mercedes-Benz neu orientieren musste.

Klimabewusst und politisch

Neben einer Fake-Modenschau im Namen von Adidas, „die Presse“ berichtete, kam es zu weiteren aktivistischen Unterbrechungen. Angehörige der Gruppe „Letzte Generation“ störten mit Transparenten die Show der Designerin Anja Gockel. Obwohl das Zeigen ihrer Winterkollektion „seven senses“ im Hotel Adlon kurzzeitig unterbrochen werden musste, soll Gockel, so die Protestgruppe, positiv auf die Aktion reagiert haben.

Angehörige der Gruppe „Letzte Generation“ störten mit Transparenten die Show der Designerin Anja Gockel.
Angehörige der Gruppe „Letzte Generation“ störten mit Transparenten die Show der Designerin Anja Gockel.(c) IMAGO/Eventpress

Jean Gritsfeldt, dessen Name vielen wohl seit der letztjährigen Berlin Fashion Week ein Begriff ist, zeigte seine Mode im alten Kraftwerk Oberschöneweide. Der ukrainische Designer hatte im letzten Jahr seine Schau ganz ins Zeichen des kurz zuvor in der Ukraine ausgebrochenen Krieges gestellt. Auch heuer zeigen seine Entwürfe, was man schon aus bisherigen Jahren von ihm kennt: blaue Nadelstreifanzüge, Kleider aus Strick, Zweiteiler in Gold.

Blau: Zentrale Farbe im Schaffen von Jean Gritsfeldt.
Blau: Zentrale Farbe im Schaffen von Jean Gritsfeldt.Reuters

Ein weiteres ukrainisches Modelabel brachte etwas politisches Bewusstsein nach Berlin. Gastdesignerin Lilia Litkovskaya zeigte puristische Schnitte mit gekonnt platzierten Details, wie Raffungen, Schnüre oder Fransen, die von ukrainischer Volkstracht inspiriert waren. Einige ihrer Modelle waren mit einem patriotischen Gedicht bestickt.

Lilia Litkovskaya zeigte puristische Schnitte mit gekonnt platzierten Details.
Lilia Litkovskaya zeigte puristische Schnitte mit gekonnt platzierten Details. beigestellt

Mode am laufenden Band

Ein Highlight der Modewoche war allenfalls die Laufstegschau von Marc Cain im früheren Flughafen in Tempelhof. Sie fand, als eine der wenigen Ausnahmen, weiterhin in Zusammenarbeit mit Mercedes-Benz statt. Besucht wurde sie unter anderem von Hollywoodstar Andie MacDowell. Model Maye Musk - die Mutter des Tech-Milliardärs Elon Musk - kam dazu nach Berlin. Sie zeigte sich am roten Teppich und hatte einen kurzen Auftritt während der Show. 

Schauspielerin Andie MacDowell und ihre Tochter Rainey Qualley besuchten Marc Cain.
Schauspielerin Andie MacDowell und ihre Tochter Rainey Qualley besuchten Marc Cain.(c) 2023 Franziska Krug
Ein ehemaliges Gepäckband diente als Laufsteg.
Ein ehemaliges Gepäckband diente als Laufsteg.beigestellt

In dem früheren Flughafen in Berlin-Tempelhof saß Publikum vor einem alten Gepäckband. Gezeigt wurden knallige Farben, Jacken mit ungewöhnlicher Textur und bewegte Muster.

Gezeigt wurden knallige Farben, Jacken mit ungewöhnlicher Textur und bewegte Muster.
Gezeigt wurden knallige Farben, Jacken mit ungewöhnlicher Textur und bewegte Muster.beigestellt

Die Veranstaltungsorte wurden von den Designern selbst organisiert - teil des neuen Konzepts -  und waren deswegen über die ganze Stadt verteilt. So war neben dem ehemaligen Flughafen auch die Marienkirche nahe dem Alexanderplatz Austragungsort einer Fashionshow. Lucas Meyer-Leclère zeigte dort für sein Label LML Studio dekonstrutierte Vintage Couture mit einem Hauch von Lack- und Leder vor einem Live-Orgelkonzert.

Dekonstruierte Vintage Couture mit einem Hauch von Lack- und Leder.
Dekonstruierte Vintage Couture mit einem Hauch von Lack- und Leder.beigestellt

Nicht neu, aber wild

Bereits im Voraus wurde über das bereits seit 2015 existierende Label Namilia gemunkelt, es werde zu den Höhepunkten der Modewoche gehören. Immerhin wurde es bereits von Rihanna oder Billie Eilish getragen.

Die gezeigten Looks schließlich überzeugten durch viel nackte Haus, breite Schultern, Röcken und einem Overall-Kleid aus Fake-Fur sowie geräumige Lederjacken, aber auch feinen Abendroben gepaart mit Handschuhen. Die Kollektion entstand übrigens in Zusammenarbeit mit dem Videospiel „Need for Speed“, sie ist auch innerhalb des Spiels erhältlich.

Nackte Haut, gigantische Schultern und Fake-Fur.
Nackte Haut, gigantische Schultern und Fake-Fur.beigestellt

Auch Sia Arnika, die bereits für Yes Label Yeezy (vormals Kanye West) entwarf und bereits zu Beginn der Modewoche in den Knorr-Gewerbepark lud, begeisterte die Zuschauenden. Die dänische Designerin gefiel dem Berliner Publikum mit durchlöcherten Wickelkleidern und Röcken.

Durchlöcherte Kleider, dekonstruierte Materialien und ungewöhnliche Silhouetten.
Durchlöcherte Kleider, dekonstruierte Materialien und ungewöhnliche Silhouetten.beigestellt

Ein Schlüsselfaktor für das (Fort-)Bestehen der Berlin Fashion Week ist die Premium Messe. Ihr angedachter Umzug nach Frankfurt hätte die Hauptstadt als Modemetropole geschwächt, nun war sie von 17. bis 19. Jänner doch wieder in Berlin angesetzt. Dort feierten die Gründer Anita Tillmann und Jörg Arntz das 20-jährige Bestehen des Formates - auch das ein sehr berlinerischer Partymoment.

(chrima)

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